Die ersten Weihnachtslieder in der westlichen Kirche waren lateinische Hymnen und Choräle, die zu den Messen und Gebeten gesungen wurden. Im Mittelalter entwickelte sich die Tradition, diese mit deutschen Liedern - den sogenannten "Leisen" - zu mischen. "Leisen" hat hierbei nichts mit der Lautstärke zu tun, sondern kommt von Kyrie e-leis-on (griechisch für "Herr, erbarme dich"), einem typischen Wechsel und Antwortgesang während der Messe. Bei diesen Antwortgesängen bürgerte es sich mit der Zeit ein, dass das Volk kleinere "Antworten" in seiner eigenen Sprache singen durfte.
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Martin Luther griff mehrere Leisen auf, erweiterte sie zu Chorälen und und wurde damit zum Wegbereiter des evangelischen deutschsprachigen Kirchenliedes. Der Reformator kritisierte zwar volkstümliche Weihnachtsbräuche scharf, doch gegen herkömmliche Weisen hatte er wenig einzuwenden, wie sein berühmtes Weihnachtslied "Vom Himmel hoch" zeigt. Die Melodie ist die Bearbeitung eines mittelalterlichen Kranzliedes.
Von den Frauenklöstern bis Paul Gerhardt
Ein weiterer Ursprung der Weihnachtslieder war das sogenannte "Kindelwiegen", ein Brauch zum Advent, der aus der Mystik der Frauenklöster entstand. In dieser Tradition steht das älteste bekannte deutsche Weihnachtslied "Joseph, lieber Joseph mein", das um 1300 geschrieben worden sein dürfte. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden dann unter dem Einfluss des Pietismus Lieder, die zuerst nur für Feier und Andacht im kleinen Kreis gedacht waren, sich aber rasch weiterverbreiteten, wie beispielsweise "Ich steh an deiner Krippen hier" von Paul Gerhardt.
Viele Lieder kamen im 19. Jahrhundert als Übersetzungen oder Bearbeitungen aus anderen Ländern nach Deutschland - sozusagen als Vorboten der Globalisierung. "O du fröhliche" wurde von Johannes Daniel Falk auf die Melodie des italienischen Seemannsliedes "O sanctissima" getextet, und Karl Riedel übersetzte das böhmische "Kommet ihr Hirten". Zu dieser Zeit entstanden allerdings auch zum ersten Mal Weihnachtslieder ohne religiöse Bezüge, deren bekanntestes wohl das unverwüstliche "O Tannenbaum" darstellt. Selbiges war allerdings ursprünglich ein trauriges Liebeslied, dessen zweite Strophe mit "Oh Mägdelein, oh Mägdelein, wie falsch ist dein Gemüte" ansetzte. Erst später wurde es von Ernst Anschütz umgeschrieben.
Klassiker der Populärmusik
Auch heute noch entstehen in den Gemeinden neue Weihnachtslieder, größere Verbreitung erfahren allerdings weihnachtliche Klassiker der Populärmusik, die permanent im Radio gespielt werden . Meistens gibt es dabei kaum Bezüge zum Anlass des Festes, wie in "Last Christmas" von George Michael. Zwingend muss das allerdings nicht sein, wie "The Power of Love" von Frankie goes to Hollywood oder "Caravan of love" von den Housemartins beweisen.
Das Weihnachts-ABC im Überblick findet Ihr auf der rechten Seite.