Glockenläuten für das Klima: Kirchen fordern mutige Taten
"Habt keine Angst - handelt!": Zur Halbzeit des Kopenhagener Gipfels haben die Kirchen an die Staatengemeinschaft appelliert und zur Verantwortung aufgerufen.

Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, rief die Politiker am Sonntag in einem ökumenischen Gottesdienst in Kopenhagen zu mutigen Entscheidungen auf. "Habt keine Angst - handelt!", sagte er. Er  mahnte eine grundlegende Änderungen des Lebensstils an. Um die Schöpfung zu bewahren, sei jetzt ein Wandel nötig. Bei dem Gottesdienst war auch die dänische Königin Margarethe II. zugegen

Nach dem Gottesdienst läuteten in der Konferenzstadt sieben Minuten lang die Glocken. Der Ökumenische Rat der Kirchen hatte dazu aufgerufen, überall auf der Welt um 15 Uhr Ortszeit die Glocken zu schlagen. Mit der Aktion begannen die Kirchen auf den Fidschi-Inseln im Südpazifik. Das Glockenläuten sollte sich anschließend über den ganzen Erdball erstrecken.

Desmond Tutu überreicht Petition mit 200.000 Unterschriften

Am Vormittag hatte in Kopenhagen der frühere südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu dem Leiter des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, eine Petition mit 200.000 Unterschriften übergeben. Darin wird die Staatengemeinschaft aufgefordert, vor allem den armen Menschen im Kampf gegen die Erderwärmung beizustehen. Die UN-Klimakonferenz hatte am Montag begonnen und soll bis zum nächsten Freitag ein neues weltweites Klimaschutzabkommen vorlegen. Am Samstag waren in Kopenhagen und bei weiteren Demonstrationen in anderen Ländern zigtausende Menschen auf die Straße gegangen, um ehrgeizige Klimaschutzziele und Klima-Hilfen für arme Länder zu fordern.

Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich sagte am Sonntag bei einem Gottesdienst in Augsburg, die in Kopenhagen angestrebten ehrgeizigen Ziele sollten um "Gottes Schöpfung willen" erreicht werden, damit auch für nachfolgende Generationen und insbesondere für Menschen in Erdteilen, die schon heute unter der Klimaänderung leiden, ein Leben möglich ist. Die Staats- und Regierungschef stünden vor einer riesigen Aufgabe, die Unterstützung auch im Gebet verdiene. Bereits am Samstag hatten Vertreter der evangelischen Kirche und des Hilfswerks Brot für die Welt gefordert, Deutschland und die EU müssten eine Vorreiterrolle übernehmen und mehr als bislang beabsichtigt tun. Und am Sonntag forderte der EKD-Ratsvize und Präses der rheinischen Landeskirche, Nikolaus Schneider, eine Abkehr vom rein am quantitativen Wachstum ausgerichteten Wirtschaften.

50 Umweltminister in Kopenhagen

In Kopenhagen steigt beim größten Klimagipfel aller Zeiten unterdessen der Einigungsdruck. Am Montag beginnt die entscheidende Phase der Verhandlungen. Mittlerweile sind rund 50 Umweltminister aus aller Welt in die dänische Hauptstadt gereist, darunter der deutsche Ressortchef Norbert Röttgen (CDU). Die frühzeitige Ankunft hochrangiger Regierungsvertreter erhöhe die Wahrscheinlichkeit substanzieller Fortschritte bei den Verhandlungen, sagte die dänische Konferenzpräsidentin Connie Hedegaard.

Im Lauf der Woche wollen sich auch die Staats- und Regierungschefs aus 115 der 192 vertretenen Länder direkt in die Verhandlungen einklinken, darunter Angela Merkel und Barack Obama. Dänemarks Ministerpräsident und Gastgeber Lars Løkke Rasmussen erklärte am Sonntag, es sei noch ein "weiter Weg" bis zu der angestrebten Einigung. Industriestaaten und Entwicklungs- sowie Schwellenländer seien sowohl bei der Verringerung von bedrohlichen Treibhausgasen wie bei Finanzierungsfragen noch weit voneinander entfernt.

Internet: Deutschsprachige Website der kirchlichen Initiative "Countdown to Copenhagen"
 

epd/dpa