Kundus-Angriff: Guttenberg weist Vorwürfe zurück
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Staatssekretär Peter Wichert Ende November zu Unrecht entlassen.

Der "Bild am Sonntag" sagte er: "Trotz aller bemerkenswerten Legendenbildung ist Tatsache, dass mir relevante Dokumente vorenthalten wurden. Dafür haben die beiden Herren die Verantwortung übernommen." Der "Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" hatten zuvor berichtet, Schneiderhan und Wichert hätten den Minister am 25. November vollständig über alle Berichte zum Kundus-Fall informiert - was der vom Verteidigungsministerium verbreiteten Version widerspreche, dass die beiden die Existenz weiterer Berichte mehrfach geleugnet hätten. Am 26. November entließ Guttenberg daraufhin die beiden Mitarbeiter.

"Regierung nimmt nur scheibchenweise Stellung"

Die Opposition verlangte von Guttenberg umfassende Aufklärung. Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel bemängelte, dass täglich "neue und immer dramatischere Informationen durch die Medien ans Licht der Öffentlichkeit" kämen. Die Regierung aber verstecke sich und nehme nur "scheibchenweise" dazu Stellung, kritisierte Gabriel am Samstag in einer Presseerklärung. Die Grünen unterstellten Guttenberg (CSU) eine bewusste Täuschung der Öffentlichkeit.

Der Minister habe zum tödlichen Bombardement auf zwei Tanklastzüge vom September "wissentlich die Unwahrheit" gesagt, sagte Grünen- Fraktionschef Jürgen Trittin am Samstag der ARD. "Man nennt das landläufig 'er hat gelogen'." Der Befehl zum Töten sei unter Missachtung der Regeln der Internationalen Schutztruppe für Afghanistan (ISAF) erteilt worden. "Das ist die Substanz des Berichtes, den die NATO hatte, den Herr Guttenberg gelesen hat", sagte Trittin.

Mehrere Medien berichten unter Berufung auf NATO-Erkenntnisse, dass die Bundeswehr bei dem Bombardement am 4. September nicht nur - wie ursprünglich behauptet - die Zerstörung zweier entführter Tankwagen zum Ziel hatte, sondern vor allem die Tötung von Taliban-Führern. Guttenberg verwies am Samstag darauf, dass die näheren Umstände von einem Untersuchungsausschuss geklärt werden sollen, der sich am kommenden Mittwoch konstituieren will. Bei dem vom deutschen Kundus-Kommandeur angeforderten US-Luftangriff waren laut NATO-Untersuchungsbericht bis zu 142 Menschen getötet oder verletzt worden.

dpa