Choreograph Forsythe plant "digitale Tanzbibliothek"
Eine Art "Notensystem" für modernen Tanz hat sich William Forsythe ausgedacht. Er will Choreographien so in einer Bibliothek, genannt "Motion Bank", sammeln und erhalten.

Eine vom Choreografen William Forsythe initiierte "digitale Tanzbibliothek" gehört zu den neuen Projekten der Bundeskulturstiftung (Halle), die von ihr mit insgesamt 21 Millionen Euro gefördert werden. Forsythe will das von ihm schon länger entwickelte Notationssystem, mit dem sich eine Choreografie anhand einer Partitur rekonstruieren lässt, künftig Künstlern, Tanzwissenschaftlern und einer Fachöffentlichkeit in der web- basierten "Motion Bank" zugänglich machen, wie der 49-jährige Amerikaner am Freitag in Berlin ankündigte. Ihm gehe es um eine "Lesbarkeit von Choreografie" und um "fundamentale Organisationsprinzipien" des Tanzes, von denen sich künftig alle Interessierten ein Bild machen könnten.

Bisher fehlte es dem Tanz zur Sicherung des kulturellen Erbes an brauchbaren Methoden zur Dokumentation und Archivierung von Choreografien. Wenn sich "Motion Bank" in der Erprobungsphase bewährt, soll allen Choreografen das Angebot gemacht werden, ihre eigenen Stücke mit Hilfe einer anwendungsfreundlichen und kostenlos erhältlichen Software in einer "digitalen Partitur" festzuhalten. Damit entstehe nach und nach "eine Bibliothek für digitale Tanzpartituren", betonte die Bundeskulturstiftung. Sie stellt dafür 1,4 Millionen Euro zur Verfügung.

Für das Publikum von morgen

10 Millionen gehen an das Projekt "Agenten - für das Publikum von morgen", mit dem erfahrene Kulturvermittler im Schulalltag für Kunst und Kultur werben sollen. Diese "Agenten für die Kultur" sollen vor allem an Haupt- und Realschulen eingesetzt werden, wo nach Erkenntnissen der Kulturstiftung die kulturelle Bildung "unterbelichtet" ist. So hätten nur etwa 15 Prozent der Hauptschüler, die schon einmal eine Kulturveranstaltung besuchten, dies mit der Schule getan, an Gymnasien seien es dagegen 73 Prozent.

3,5 Millionen erhält das Programm "Call for Future - Über Lebenskunst", mit dem Initiativen und Projekte gefördert werden sollen, die sich den Herausforderungen des Klimawandels in der Welt stellen. "Zur Aktualität des Zombies als gesellschaftskritische Figur" ist als eines der Themen angedacht, die beim Theaterfestival "Von Helden und Monstern" zur Sprache kommen sollen und das mit 500 000 Euro gefördert wird. Es soll im Herbst 2010 in der Leipziger Baumwollspinnerei über die Bühne gehen.

Als nächste Projekte im neuen Jahr unterstützt die Bundeskulturstiftung auch zwei Ausstellungen in den Jüdischen Museen in Frankfurt am Main und in Berlin. In Frankfurt informiert die Ausstellung "Ausgerechnet Deutschland!" (ab 4. März 2010) über den Lebensalltag jüdischer Einwanderer aus Russland in der Bundesrepublik, das Jüdische Museum in der Hauptstadt zeigt ab 24. März die Ausstellung "Flucht und Verwandlung - Nelly Sachs, Schriftstellerin Berlin/Stockholm". Die spätere Literaturnobelpreisträgerin (1966) floh im Mai 1940 aus Berlin nach Stockholm, wo sie 1970 starb.

dpa