Seeleute freuen sich auf die "German Weihnacht"
Seeleute aus der ganzen Welt genießen in der Weihnachtszeit die "German Weihnacht" in den Häfen entlang der Nordseeküste. Seemannspastor Hero Feenders hat viele Überraschungstüten gepackt und in jede kommt ein Weihnachtsmann aus Schokolade.

Ein Weihnachtsmann aus Schokolade muss in jede Tüte, wenn Bremens Seemannspastor Hero Feenders Geschenke für seine Bordbesuche in der Adventszeit packt. "Das lieben die Seeleute, das ist für sie German Weihnacht", sagt der 63-jährige Theologe. So wie er besuchen bis Heiligabend viele Mitarbeiter der Deutschen Seemannsmission die Männer an Bord der Frachter, die in den Häfen an der Nordseeküste liegen. Die Crewmitglieder kommen aus der ganzen Welt und freuen sich über die Weihnachtsgrüße - besonders, wenn sie typisch deutsch sind.

Zur evangelischen Deutschen Seemannsmission mit Hauptsitz in Bremen zählen 17 Auslands- und 16 Inlandsstationen. Es ist vor allem die Temperatur, die den größten Unterschied zwischen den Clubs etwa im finnischen Mäntyluoto und im zentralafrikanischen Douala ausmacht. 50 Grad Celsius liegen zwischen dem vereisten Ende der Welt und dem heißen Kamerun. Doch die Internationalität verbindet die Stützpunkte auf den Kontinenten, an denen Seeleute wie an der Nordseeküste weit weg von ihren Familien Weihnachten feiern.

Von Emden über Bremerhaven, Cuxhaven, Brunsbüttel und Stade bis nach Hamburg werden in diesem Jahr fast 5.200 Weihnachtspäckchen an Bord gebracht. Süßigkeiten sind drin, aber auch praktische Dinge. "Eben alles, was so ein Seemann brauchen kann", sagt der ehrenamtliche Bordbesucher Dietmar Gross, der selbst 30 Jahre zur See gefahren ist und nun im Braker "Seamens Club" an der Unterweser die Tüten füllt: Strickmützen kommen hinein, Kalender, Zahnpasta genauso wie Duschgel. Und - ho, ho, ho - auch bei ihm darf der Schoko-Weihnachtsmann nicht fehlen.

Dem härtesten Seemann geht das Herz auf

In Emden achtet Seemannspastor Meenke Sandersfeld darauf, dass jede Crew ostfriesischen Tee bekommt. Daneben gibt es Socken und Schals aus den Frauenkreisen der Kirchengemeinden, die für die Seeleute gestrickt haben. Anderswo werden Kaffeebecher, Handschuhe, Kugelschreiber, bunte Teller und Taschenlampen verschenkt. Der Hamburger "Duckdalben" ist an Heiligabend und an den Weihnachtsfeiertagen rund um die Uhr geöffnet. Und auch im Bremerhavener Seemannsclub "Welcome" bleibt die Tür nicht zu.

Wenn dann Posaunisten an Heiligabend im Containerhafen an der Außenweser "Stille Nacht, heilige Nacht" anstimmen, geht auch dem härtesten Seemann das Herz auf. Viele singen leise mit und wippen mit dem Fuß den Takt von Tuba und Trompete. Stille Nacht gilt als echter Weihnachts-Gassenhauer, das muss immer gespielt werden.

Besonders beliebt unter den Geschenken sind Telefonkarten, durch eine Spendenkampagne unter dem Titel "Weihnachten am Ohr" finanziert. "Weltweit sind die Seeleute oft monatelang und auch über die Festtage unterwegs", betont die Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission, Heike Proske. An Bord seien sie isoliert, ohne private Kontakte. Ein Telefongespräch mit der Familie könne da zur Kraftquelle werden. Bremens Seemannspastor Hero Feenders fasst es so zusammen: "Wer Weihnachten schon nicht zusammen feiern kann, möchte wenigstens voneinander hören."

epd