Christen geißeln Besetzung Palästinas als Sünde gegen Gott
Palästinensische Christen haben in dramatischer Form an Israel appelliert, aus den Palästinensergebieten abzuziehen. Die Besetzung sei eine "Sünde gegen Gott und die Menschen".

In dem am Freitag in Bethlehem veröffentlichten Appell heißt es weiter: "Wir meinen, dass wir als Christen gegen die israelische Besetzung Widerstand leisten müssen." Das Kairos-Palästina-Dokument nimmt ausdrücklich Bezug auf einen ähnlichen Aufruf südafrikanischer Kirchen von 1985 gegen die dortige Apartheidspolitik.

Unterzeichner des Appells sind neben anderen auf katholischer Seite der frühere Lateinische Patriarch Michel Sabbah, der griechisch-orthodoxe Erzbischof Theodosios Atallah Hanna von Sebastia sowie der evangelisch-lutherische Bischof Munib Younan, die alle ihren Sitz in Jerusalem haben. Sie werfen der internationalen Gemeinschaft leere Versprechungen und Ankündigungen vor. Die aktuellen Friedensbemühungen beschränkten sich auf Krisenmanagement, statt langfristige Lösungen anzustreben. Aber das Schicksal des palästinensischen Volkes sei nicht nur ein politisches Problem: "Es geht um eine Politik, die Menschen vernichtet, und das geht die Kirche an."

"Eklatante Missachtung des Völkerrechts"

In dem Appell wird Israel eine "eklatante Missachtung des Völkerrechts" vorgeworfen, etwa durch die Trennmauer, die Blockade des Gazastreifens und den Bau jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten. Demütigungen an den Kontrollposten, Trennung von Familien, Tausende palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen gehörten zur täglichen Realität. Auch die Religionsfreiheit sei für Christen und Muslime im Westjordanland und Gazastreifen eingeschränkt, da ihnen der Zugang zu den heiligen Stätten in Jerusalem verwehrt werde.

Fehlende Perspektiven für Frieden und Freiheit drängten junge Muslime und Christen aus den Palästinensergebieten zur Auswanderung, beklagen die Kirchenvertreter und stellen fest: "Die schrumpfende Zahl der Christen, vor allem in Palästina, gehört zu den gefährlichsten Folgen dieses Konflikts." Trotz dieser Realität rechtfertige Israel sein Handeln als Selbstverteidigung. Ohne israelische Besetzung gäbe es auch keinen palästinensischen Widerstand: "Wir appellieren an die Israelis, die Besetzung zu beenden." Dann könnten sie eine "neue Welt ohne Angst und Bedrohung" entdecken.

An die Kirchen wird appelliert, "keinen theologischen Deckmantel für das Unrecht anzubieten, unter dem wir leiden, oder über die Sünde der Besetzung, die uns aufgezwungen worden ist". Zudem werden die Kirchen weltweit aufgefordert, mit Boykottmaßnahmen und dem Abzug von Investitionen aus Israel auf eine Beendigung der Besetzung hinzuwirken.

epd