Medienwächter kritisieren TV-Sex-Wette
Schon vor der ersten Ausstrahlung sorgt eine von ProSieben geplante Sendung für heftige Kritik von Politikern und Medienexperten. In der Doku-Serie "50 pro Semester" sollen fünf Studenten mit der Wette gegeneinander antreten, wer in einem Semester 50 Männer oder Frauen ins Bett bekommt. Das Ganze ist aber keine echtes Realityformat, sondern eine Schein-Dokumentation mit Schauspielern - das Format nennt sich "Scripted Reality".

Nach öffentlicher Kritik will der Privatsender ProSieben seine neue Serie "50 pro Semester" jedoch nicht wie geplant im Januar ausstrahlen. Die Seifenoper, in der es um eine Sex-Wette von fünf Studenten geht, werde erst zu einem späteren Zeitpunkt gesendet, erklärte ProSieben-Sprecher Christoph Körfer am Donnerstag in München. Er betonte zugleich, dass die Serie allen Jugendschutzbestimmungen entspreche. Vertreter von Kirchen und Jugendämtern hatten gegen das Format protestiert.

In der fiktionalen Serie wetteifern fünf Studenten darum, am schnellsten 50 Frauen oder Männer ins Bett zu kriegen. "Wir reden hier von einer Soap mit jungen Menschen, welche Spaß am Leben, an der Liebe und selbstverständlich auch am Sex haben", sagte Körfer. Diese "positiven menschlichen Bedürfnisse" dürften auch am Nachmittag thematisiert werden. Die Abteilung Jugendschutz und Programmberatung betreue das Projekt und gewährleiste, dass "sowohl medienrechtliche Vorschriften als auch Ethik und Moral" sich widerspiegelten.

Ursprünglich wollte der Sender die erste Folge der Serie am 18. Januar 2010 um 16 Uhr zeigen. Gegen diesen Plan wandte sich in den "Lübecker Nachrichten" (Donnerstagsausgabe) der katholische Weihbischof des Erzbistums Hamburg, Hans-Jochen Jaschke. Er sprach von billigem Voyeurismus und Erniedrigung. "Was ProSieben plant, grenzt an Kindesmissbrauch", so Jaschke. Die evangelische Hamburger Bischöfin Maria Jepsen sagte der Zeitung, es sei "peinlich, wenn Sender auf diese Weise versuchen wollen, die Einschaltquote zu steigern".

ProSieben-Sprecherin: Jugendrichtlinien werden eingehalten

"Es ist eine verheerende Botschaft an alle Zuschauer, wenn Frauen und Männer in einer Art moderner "Kopfgeldjagd" zu Sexobjekten degradiert werden", sagte Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) der "Passauer Neuen Presse". "Nur weil es sich um einen Privatsender handelt, kann dieser nicht losgelöst von jeder gesellschaftlichen Verantwortung agieren."

Haderthauer drohte rechtliche Schritte an: "Jeder, der bei uns Lizenzen verliehen bekommt, hat damit auch eine bestimmte Verantwortung übertragen bekommen. Gegen diese wird bei einem solchen Format grob verstoßen."

Der Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz, Wolf-Dieter Ring, sieht die Gefahr einer negativen Wertevermittlung. "Sexualität und Liebe werden möglicherweise zum Objekt." Ob bei "50 pro Semester" ein Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz vorliege, sei aber erst nach der Ausstrahlung zu sagen.

 

epd/dpa