Gelärmt und skandiert haben die knapp 100 Demonstranten gegen das Advents-Konzert der 1. Panzerdivision in Hannover, aber wesentlich gestört oder gar verhindert hat es das Konzert nicht. Die Polizei hatte die Neustädter Hof- und Stadtkirche, in der sich auch das Grab vonGottfried Wilhelm Leibniz befindet, abgeschirmt. Einlasskontrollen verhinderten, dass sich Demonstranten unter die rund 400 geladenen Gäste mischten. Die Protestierer versammelten sich vor der Kirche, auf ihrem Plakat trugen sie den gleichen Slogan zur Schau wie schon am Sonntag bei der versuchten Besetzung der Neustädter Kirche: "Morden mit Gottes Segen – Militär und Kirche Hand in Hand".
Der Erlös des Adventskonzerts der 1. Panzerdivision kommt wie schon seit Jahren dem Projekt "Bed by night" zugute, das Straßenkindern in Hannover ein Bett und Hilfe dabei anbietet, sich aus der Straßenszene zu lösen. In einer kurzen Rede sagte Generalmajor Markus Kneip: "Es ist mir wichtig, den Demonstranten zu sagen, dass wir nicht für uns Soldaten spielen, sondern bedürftigen Kindern und Jugendlichen in Hannover helfen", wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) berichtete.
Provokation oder guter Zweck?
EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann betonte der HAZ zufolge, man habe den Demonstranten nach dem Gottesdienst am Sonntag Gelegenheit gegeben, ihre Kritik vorzutragen und ihnen eine Diskussionsveranstaltung angeboten. Auf der Webseite indymedia.de formulierte der Nutzer "Krachmusikant_innen" hingegen in einem Bericht über die Demonstration, es sei "eine Unverschämtheit, einerseits FriedensdemonstrantInnen aus der Kirche räumen zu lassen und andererseits unter Polizeischutz ein Konzert mit der Kriegerdivision durchzuführen."
Die Protestierer betonten außerdem, dass auch Mitglieder der Kirchengemeinde an der Demonstration teilgenommen hätten. Das jährliche Adventskonzert der 1. Panzerdivision hatte bereits zum zweiten Mal in der Neustädter Hof- und Stadtkirche stattgefunden, nachdem Proteste 2007 das Konzert aus der Marktkirche im Zentrum der Stadt gedrängt hatten. Im Frühjahr dieses Jahres hatte es bereits eine Podiumsdiskussion mit den Militärgegnern gegeben. Die HAZ berichtete, das Konzert sei auch in Kirchenkreisen nicht unumstritten: Sie zitierte die ehemalige stellvertretende Stadtsuperintendentin des Evangelisch-lutherischen Stadtkirchenverbandes Hannover Gisela Fähndrich mit den Worten, das Konzert sei eine "Provokation".