Neuer Partner in Asien: Volkswagen steigt bei Suzuki ein
Volkswagen steigt auf dem Weg an die Weltspitze bei dem japanischen Autobauer Suzuki ein und stärkt damit seine Position im Zukunftsmarkt Asien. "Gemeinsam werden wir unsere Wachstumschancen maximieren", sagte VW-Chef Martin Winterkorn bei der Verkündung des Deals am Mittwoch in Tokio.

Der Wolfsburger Autobauer will von der Kompetenz der Japaner beim Bau günstiger Kleinwagen und der starken Marktstellung in Schwellenländern wie Indien profitieren. Zudem versprechen sich beide technologische Vorteile von der Allianz. VW will bis 2018 Toyota überholen und zur Auto-Weltmacht aufrücken.

Beide Unternehmen hätten eine "enge und langfristige strategische Partnerschaft" vereinbart, teilte Europas größter Autobauer am Mittwoch in Tokio und Wolfsburg mit. VW beteiligt sich mit 19,9 Prozent an Suzuki und zahlt dafür 1,7 Milliarden Euro. Im Gegenzug will Japans viertgrößter Autobauer bis zur Hälfte des erhaltenen Kaufpreises in VW-Aktien investieren. Osamu Suzuki nannte eine Summe von 100 Milliarden Yen (rund 770 Mio Euro). Der Suzuki-Chef sprach von einer Partnerschaft auf Augenhöhe.

Erst am Montag hatte VW für 3,9 Milliarden Euro knapp die Hälfte des Sportwagengeschäfts von Porsche übernommen. Porsche soll als zehnte Marke in den Konzern integriert werden. Spekulationen über weitere Expansionspläne mit einer Beteiligung an dem japanischen Kleinwagenspezialisten gab es schon seit Wochen. Der Deal mit Suzuki soll bereits im Januar 2010 abgeschlossen werden. Die Wettbewerbsbehörden müssen jedoch noch zustimmen.

Experten erkennen Risiken in dem Deal

Niedersachsens Ministerpräsident und VW-Großaktionär Christian Wulff bezeichnete die Beteiligung bei Suzuki als großen Schritt nach vorne. "Das ist für VW von allergrößter Bedeutung", sagte der CDU-Politiker. Die Unternehmen passten ideal zusammen und ergänzten sich. Mit Suzuki peile VW mehr denn je die Weltspitze an. "VW geht mit Suzuki auf neun Millionen Fahrzeuge zu. Das lässt eine Kapitalkraft und Technologieführerschaft entstehen, die alle Chancen bietet, um Jobs zu sichern." 2008 lag der VW-Absatz weltweit bei rund 6,2 Millionen Autos.

Mit der Übernahme von rund einem Fünftel sei VW größter Aktionär von Suzuki und erlange eine wichtige Stellung. Suzuki werde im Gegenzug VW-Aktien erwerben, aber nicht der vierte Großaktionär bei Volkswagen werden. Ob Suzuki Stamm- oder stimmrechtslose Vorzugsaktien kaufen will, können die Japaner selbst entscheiden. Großaktionäre bei VW sind die Familien Porsche und Piëch, das Land Niedersachsen sowie das Emirat Katar, das noch bis Weihnachten auf 17 Prozent aufstocken will. VW-Stammaktien werden wegen zu geringen Streubesitzes dann voraussichtlich aus dem DAX genommen und dort durch Vorzugsaktien ersetzt.

Die Gefahr, dass sich VW mit seinen vielen Marken übernimmt, sieht Wulff nicht. Experten, wie Nord/LB-Analyst Frank Schwope sieht in dem Deal allerdings durchaus Risiken. Schon Übernahme und Eingliederung von Porsche kosteten viel Zeit. Zudem gehe er davon aus, dass sich VW als nächstes den Plänen einer Allianz der Lkw-Bauer MAN und Scania widmen werde. VW müsse aufpassen, dass das operative Geschäft in Zeiten der Autokrise nicht zu kurz komme.

Suzuki ist in Indien stark

Suzuki ist vor allem auf dem schnell wachsenden indischen Markt gut aufgestellt und hat dort mit der Tochter Maruti über 50 Prozent Marktanteil. VW hat vor kurzem nahe der Stadt Pune eine neue Fabrik eröffnet, verkauft in Indien aber noch relativ wenig Autos. Das Segment kleiner Billigautos ist das am schnellsten wachsende in der Autowelt und gilt bei Experten als entscheidend für die weltweite Marktführerschaft. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer geht daher davon aus, dass VW in den nächsten fünf bis zehn Jahren Suzuki komplett übernehmen wird. Mit der Beteiligung habe VW "den Schlüssel, weltweit die Marktführerschaft zu erringen".

Der einflussreiche VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech hatte Gerüchte um eine Beteiligung an Suzuki zuletzt auf der Automesse IAA im September mit der Bemerkung genährt, zwölf Konzernmarken seien besser als zehn. Der VW-Patriarch strebt ein riesiges Autoimperium an, das vom Kleinstwagen bis zum Schwerstlaster jede Art von Fahrzeug im Programm hat. Mit seiner neuen Kleinstwagenfamilie Up, die ab 2011 auf den Markt kommen soll, will VW vor allem auch in Schwellenländern angreifen.

dpa