Adventsserie (2): Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen
"Strahlt der Mond ganz voll und hell, wächst dem Knecht ein Werwolffell." Viele Märchen, Sagen und Legenden drehen sich um die geheimnisvollen Kräfte des Mondes. Doch weder die Mondlandung noch die zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse haben den Mythos Mond entzaubern können.
08.12.2009
Von Arnd Brummer

Die Karriere des Mondes ist die Geschichte des menschlichen Forschergeistes. Angefangen hat der Mond als Göttin unter den schönen Namen Selene (griechisch) oder Luna (lateinisch), bekam den Montag geschenkt und fungierte auf Augenhöhe mit dem Sonnengott, dem der Vortag gehörte. Mit der Astronomie begann der Abstieg zum Erdtrabanten, zum Himmelskörper, der einen Planeten begleitet.

Derart degradiert bot er sich immerhin noch als Ort für eine Parallelwelt anderer Lebewesen an. Jahrhundertelang beschäftigte die Frage, ob es Leben auf dem Mond gebe, durchaus ernstzunehmende Geister. Die Erfindung des Fernrohres ließ die Erdlinge dann zur Erkenntnis gelangen, dass menschenähnliche Bevölkerung eher unwahrscheinlich sei. Spätestens seit dem 21. Juli 1969 ist klar: nichts los da oben, 380.000 Kilometer von der Erde entfernt. Als Neil Armstrong den berühmten Satz sprach – "ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer Sprung für die Menschheit" –, platzte ein Traum: Leben in der Steinwüste ist nur möglich, wenn man alles dafür Erforderliche mitbringt.

Romantik schlägt Realität

Doch die Ankunft in der Realität hat den solar beleuchteten, natürlichen Satelliten nicht wirklich von der menschlichen Fantasie abkoppeln können. Noch immer ist er die Lieblingslaterne der Liebenden. Das Licht des Vollmonds lässt Seen weiterhin unwirklich glitzern, verwandelt nasse Bergwiesen in silberne Anderwelten und gibt den Gegenständen in Kinderzimmern nächtliches Eigenleben. Der Mond, der "still und freundlich" auf uns niederschaut, der „doch rund und schön“ ist oder als "bleiche Sichel" erscheint, hat die Ankunft von Apollo 11, 12, 14, 15, 16 und 17 zwischen Juli 1969 und Dezember 1972 gut verkraftet.

Alan Shepard (Apollo 14) hat droben zwar ein paar Golfbälle geschlagen, Eugene Cernan und Harrison Schmitt, die bislang letzten Ankömmlinge, parkten einen Moon-Rover neben ihre Fähre. Aber immer noch möchte man Missliebige am liebsten auf den Mond schießen oder bezeichnet Fortschrittsverächter als hinter dem Mond zu Hause.