Noch vor wenigen Wochen sah es so aus, als gingen Impfwillige reihenweise leer aus. "Die Lieferung war in einzelnen Bundesländern völlig chaotisch", kritisiert der Präsident des Verbands der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann. Nicht alle könnten geimpft werden, musste Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) beim ersten Impfgipfel vor einem Monat berichten. Jetzt wünschten sich die Behörden, dass sich weit mehr Menschen den kleinen Stich verabreichen lassen. Nach einem Spitzentreffen "Hat gar nicht wehgetan", versichert Rösler. Außer ein bisschen Muskelkater sei nichts passiert. Auch für Kinder sei die Sache sicher, sagt Hartmann. Alle ab sechs Monaten sollten geimpft werden. Wer mit Babys zu tun hat sowieso. Und wer das nicht wolle, müsse Mundschutz tragen.
Gerade jetzt sei eine Impfung wichtig, mahnt Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) am Montag nach einem Spitzentreffen mit Ärzte- und Krankenkassen-Vertretern.
30 Prozent Impfquote würde das Virus ausbremsen
Eine Grippe schlägt in Wellen zu. "Von einem Wellental soll man sich nicht täuschen lassen", mahnt Rösler. Auch der Präsident des Robert Koch-Instituts, Jörg Hacker, tritt trotz regional stagnierender Fallzahlen gegen Entwarnung ein. Epidemiologen sagen, schon im Januar oder noch im Frühjahr könne die nächste Welle kommen - und möglicherweise eine schwerere. Denn dann könne sich das Virus auch schon teilweise verändert haben und gefährlicher wirken. Bislang ist die Schweinegrippe mit 86 Toten bei 190 000 gemeldeten und etlichen nicht registrierten Fällen etwas weniger schlimm als die saisonale Grippe.
Der Massenimpfung Schub zu geben, ist das Ziel von Minister, Ärzten, aber auch Krankenkassen, obwohl diese nur für verimpftes Serum zahlen müssen. Bislang haben nur rund 5 Prozent der Bevölkerung Impfschutz - statt mindestens 30 Prozent, wie es nötig wäre, um das Virus auszubremsen. Nur knapp 6 von insgesamt 50 Millionen bestellten Dosen sind bisher aufgebraucht. "Es geht um den Schutz auch von Dritten, die mittelbar geschützt werden, wenn Infektionsketten durchbrochen werden", betont der Geschäftsführer der Bundesärztekammer, Christoph Fuchs.
Überzählige Impstoffe nach Osteuropa?
Die Bundesländer plagt das Problem, dass sie die Kosten für nicht geimpftes Serum tragen müssen, wie Rösler bekräftigt. Es dürfte noch Gegenstand von Verhandlungen werden, wie mit möglicherweise Millionen überzähliger Dosen umgegangen werden soll. 2,2 Millionen Impfdosen sollen an andere Staaten abgegeben werden. Die Ukraine, Moldawien und andere osteuropäische und baltische Staaten haben Interesse, auch Afghanistan ist im Gespräch. Möglicherweise verhandeln die Länder auch mit dem Hersteller Glaxosmithkline darüber, eigentlich schon bestellten Impfstoff doch in andere Staaten zu liefern, heißt es.