Christen gegen Folter und Todesstrafe
Seit 25 Jahren gibt es die "Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter" in Deutschland. Auch gegen die Todesstrafe ist das Bündnis aktiv. Teil der Arbeit sind auch Fürbitten und Gebete.
07.12.2009
Von Christine Hartmann-Vogel

Die Organisation ACAT ("Chrétiens pour l’Abolition de la Torture"; "Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter" wurde 1974 von den beiden evangelischen Christinnen Edith du Tertre und Helene Engel in Frankreich gegründet. Die Gründung war die Antwort auf einen Appell von amnesty international, die Kirchen sollten sich stärker für den Schutz der Menschenrechte einsetzen. Die ACAT, die in Frankreich 10.000 Mitglieder hat, war jedoch von Beginn an eine ökumenische Vereinigung.  Sie will das Bewusstsein der Kirchen stärken: Menschenrechtsverletzungen, Folter und Todesstrafe dürfen nach dem Willen Gottes nicht sein.

Zehn Jahre nach der Entstehung der ACAT in Versailles wurde auch in Deutschland eine ACAT-Gruppe gegründet. Nach mehr als vier Jahren Vorbereitung von Magdalena Marx, die zunächst Mitglied der ACAT Frankreich ist, unterzeichnen am 8. Dezember 1984 19 evangelische und katholische Christinnen und Christen  in Nordkirchen/Westfalen die Gründungsurkunde. Die ACAT wirbt bei Katholiken- und Kirchentagen für ihre Anliegen und gewinnt dadurch schnell neue Mitglieder. Heute hat die ACAT Deutschland mehr als 500 Mitglieder, auch christliche Gemeinschaften und Klöster gehören dazu.

Schwerpunkte der ACAT-Arbeit

Im Unterschied zu anderen Menschenrechtsorganisationen liegt ein Schwerpunkt der ACAT-Arbeit im Gebet. Dazu zählt nicht nur die Fürbitte für Folteropfer, sondern auch für die Täter. Das Gebet gibt den ACAT-.Mitgliedern nach Überzeugung der Organisation zudem die Kraft, ihre oft belastende Arbeit für den Einsatz der Menschenrecht zu bewältigen. "Wer sich für leidende Menschen einsetzt, leidet mit. Eine starke Verbindung, zu Gott, unserem Schöpfer, und das Vorbild von Jesus Christus, der die Todesstrafe erlitten hat, sind die wichtigsten Kraftquellen, die die ACAT-Mitglieder vor Verbitterung und Resignation bewahren. Aus dem Gebet schöpfen sie die Energie, sich immer wieder neu für eine Welt ohne Folter und Todesstrafe einzusetzen, auch wenn es manchmal so scheinen mag, als sei aller Einsatz umsonst", sagt August Rößner, derzeit Vorsitzender der ACAT Deutschland.

Alle ACAT-Mitglieder erhalten monatlich einen Brief der Geschäftsstelle. Stets enthält dieser zwei Briefaktionen mit Hintergrundinformationen zu aktuellen Fällen von von Folter oder Todesstrafe bedrohten Menschen. Die ACAT-Mitglieder schreiben an Regierungen, die Menschenrechtsverletzungen begehen, und signalisieren diesen dadurch, dass Verbrechen an Menschen nicht verborgen bleiben. Im Idealfall  führt die internationale Aufmerksamkeit dazu, dass ein Gefangener freigelassen wird. 2009 kamen 69 Personen, für die sich die ACAT eingesetzt hatte, wieder in Freiheit.

Zusammenarbeit mit anderen Organisationen

Die ACAT meldet sich auch offiziell als Organisation öffentlich zu Wort und arbeitet dabei oft mit anderen Menschenrechtsorganisationen zusammen. So interveniert die ACAT bereits mehrfach bei drohenden Vollstreckungen der Todesstrafe und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen direkt bei den verantwortlichen Stellen in den betroffenen Ländern. Darüber hinaus beteiligt sich die ACAT an Veranstaltungen zu Menschenrechtsthemen oder organisiert eigene Tagungen.

Aktuell gibt es in etwa 30 Ländern eigene ACAT-Organisationen, 30.0000 Christen sind in einer ACAT engagiert. Seit 1987 arbeiten diese in der internationalen Föderation FIACAT (Féderation internationale de l'ACAT) zusammen. Die FIACAT hat als Nichtregierungsorganisation (NGO) Beraterstatus bei den Vereinten Nationen und beim Europarat sowie Beobachterstatus bei der Organisation für Afrikanische Einheit.

 Dass es die ACAT in Deutschland nun seit 25 Jahren gibt, ist für die Organisation eigentlich kein Grund zum Jubeln. "Trotz der bestehenden völkerrechtlichen Vereinbarungen und Konventionen in welchen das Folterverbot verankert ist, müssen Menschen noch immer seelische und körperliche Leiden ertragen, die ihnen auf staatliche Anordnung hin zugefügt werden. Dies ist nach 25 Jahren Arbeit für ACAT weiterhin Aufforderung und Verpflichtung zum Handeln", sagt ACAT-Vorsitzender Rößner. Neuer Mitglieder seien daher jederzeit willkommen.


Christine Hartmann-Vogel arbeitet beim Caritasverband Frankfurt und ist im Vorstand der ACAT Deutschland engagiert.

Wer die Arbeit der ACAT finanziell unterstützen möchte, kann dies tun mit einer Spende für die ACAT Deutschland: Konto 8664, BLZ 401 545 30 (Sparkasse Westmünsterland)

Kontakt zu ACAT Deutschland: E-Mail: acat.eV@t-online.de, Telefon 0 25 91 / 75 33

LINKS:

ACAT Deutschland (Büro in Lüdinghausen):
http://www.acat-deutschland.de/

ACAT Schweiz::
http://www.acat.ch/

FIACAT, die internationale Föderation der ACATs in aller Welt mit Sitz in Paris:
http://www.fiacat.org/fr/

World Coalition Against Death Penalty:
http://www.worldcoalition.org/