Das Klima-Kochbuch: Einkaufen und genießen
Kochen für den Klimaschutz - unter dieser Zielsetzung haben die "Klimaköche", Autoren und Herausgeber des "Klima Kochbuch" rund um die "BUND Jugend", einen Band von besonderer Aktualität zusammengestellt. Er wendet sich an jeden Konsumenten und ruft uns die Notwendigkeit, den Schutz des Klimas aktiv im Alltag zu verankern, ins Gedächtnis.
06.12.2009
Von Andreas Reinwart

Ein Verständnis von gesunder Ernährung als möglichst billigem Luxus auf Kosten der Umwelt oder sozialer Gerechtigkeit greift zu kurz. Produktion und Vermarktung von Lebensmitteln geschehen unter Bedingungen, die dem Endverbraucher nicht egal sein dürfen. An ihm ist es, sich bewusst für ein Produkt oder gegen ein anderes zu entscheiden - und es ist an ihm, den Prozess seiner Versorgung vom Einkaufen bis zur Zubereitung der Speisen zu reflektieren. Denn allein die ausgewogene Bilanz der Nährwerte einer Mahlzeit zählt nicht mehr. Jeder Konsument muss über den Tellerrand schauen, um zu entdecken, welche Folgen das eigene Kauf- und Essverhalten nicht nur kurzfristig für die eigene Gesundheit, sondern langfristig für das Klima und die weltweiten Lebensbedingungen haben.

Keine Drohnung mit dem Kochlöffel

Hierzu leitet das "Klima Kochbuch" an: zu klimafreundlichem Einkaufen, Kochen und Genießen. Zwar hat der Nahrungskonsum nicht den größten Anteil am CO2-Ausstoß der westlichen Industrienationen, aber er schlägt sich mit immerhin rund 20 Prozent in der Klimabilanz nieder und ist damit eine zu beachtende Größe. Ein Konsum konventionell hergestellter und daher billig vermarkteter Lebensmittel stellt eine vermeidbare Belastung für die Umwelt dar. Deshalb haben es sich die Autorinnen und Autoren zum geradezu aufklärerischen Ziel gesetzt, durch Information jeden Einzelnen zu einem mündigen Käufer und darüber hinaus kreativen Koch zu machen - und ihn schlicht und ergreifend zu vernünftigen Entscheidungen zu befähigen. Die Macher drohen allerdings niemandem mit dem Zeigefinger oder gar mit dem Kochlöffel. Sie hoffen stattdessen, bei den Lesern ein durch Erkenntnis sensibilisiertes Bewusstsein zu schaffen, das zukünftiges Handeln leiten kann.

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Praktische Hilfestellung bei der Kaufentscheidung bietet die zum Ende des Bandes abgedruckte Saisontabelle - schließlich besteht im Konsum von frischen, regionalen Erzeugnissen eine der besonders naheliegenden Möglichkeiten, eine überflüssige CO2-Belastung des Klimas zu vermeiden. Mehrere Rubriken zu Sonderthemen geben eine zusätzliche Einführung und weisen auf eine Vielzahl an Informationsmöglichkeiten in der Literatur oder im Internet hin, so zum Beispiel zu Gentechnik, Fairetrade oder virtuellem Wasser.

Bio ist gut für die Umwelt

Der Tenor des Buches lautet: Die guten alten Gewohnheiten müssen allesamt auf den Prüfstand, um Ernährung und Genuss mit einem möglichst niedrigen CO2-Ausstoß zu verbinden. Auch wenn eine völlig klimaneutrale Versorgung unter unseren Lebensbedingungen nicht möglich ist, verfügt doch jeder einzelne Mensch über die Macht, Konsum so zu gestalten, dass seine Klimabilanz möglichst gering ausfällt - beispielsweise durch die Entscheidung für eine fleischreduzierte Ernährung mit fairen, möglichst regional angebauten Bioprodukten anstelle von konventionell hergestellten Lebensmitteln und Fertigprodukten, die nur unter hohem Energieaufwand hergestellt werden können oder gar Fastfood. "Wer Bioprodukte kauft, tut der Umwelt auf jeden Fall etwas Gutes. Auch wenn ihr gesundheitlicher Nutzen nicht nachweisbar höher ist." Zur leichteren Orientierung sind die Rezepte unterschiedlichen Kategorien zugeordnet: regionale, saisonale oder vegane Rezepte - und Einhorn Rezepte des ökologischen Catering-Unternehmens Einhorn "für klimabewusste Sterneköche".

Fleischreich, vegetarisch oder vegan

Sehr bedacht wägen die Herausgeber zwischen den einzelnen Ernährungsmodellen "traditionell fleischreich, vegetarisch oder vegan" ab. Ihre Empfehlung: bewusste, genießerische Mäßigung. Für eine solche Ernährungsweise finden sich die unterschiedlich aufwendigen Rezepte, von marinierten Äpfeln bis zur Zwiebelsauce.

Das "Klima Kochbuch" gibt Nahrungsvorschläge für Bauch und Verstand. Es ist ein Plädoyer für verantwortungsvoll-kreativen Konsum anstelle weichgekochten Fließbandessens. Es öffnet die Augen dafür, dass der Mensch mehr ist als nur ein Konsument, dessen Kaufentscheidung einzig durch die trickreiche Ausstattung und das Produktarrangement der Supermärkte geleitet wird.

Konsumieren heißt bewusst entscheiden: Genuss und Klimaschutz - das zeigt das Kochbuch - schließen sich keineswegs aus. Und damit stellt es uns vor eine alternativlose Entscheidung: Ein ignorantes "weiter wie bisher" können wir uns ohnehin nicht leisten. Fangen wir doch einfach bei unseren täglichen Bedürfnissen an. Oder versuchen wir es zumindest.

DAS KLIMA KOCHBUCH
Klimafreundlich einkaufen, kochen und genießen

Ulrike Eberl, Karl von Koerber u.a.

128 Seiten, Hardcover
37 Abbildungen
55 Rezepte
16 fundierte Infotexte
und viele Expertentipps

€/D 12,95
ISBN 978-3-440-11926-6

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Stuttgart, 2009