Nikolaus - viele Legenden und wenig Fakten
Jeden Tag erklären wir in der Adventszeit einen Begriff rund um die besinnlichen Tage.Heute werfen wir einen Blick auf schöne und seltsame Legenden rund um den heiligen Nikolaus.
04.12.2009
Von Georg Klein

Der historische Bischof Nikolaus von Myra lebte im 4. Jahrhundert nach Christi in einem kleinen Ort, etwa 100 Kilometer südwestlich von Antalya in der heutigen Türkei. Sein Onkel, der ebenfalls Bischof von Myrna war, soll ihn mit 19 Jahren zum Priester geweiht haben. Sein Vermögen soll er unter den Armen verteilt haben, und während der Christenverfolgung um 310 nach Christus gefoltert worden sein. Vermutlich hat er am kirchengeschichtlich wichtigen Konzil von Nizäa im Jahr 325 teilgenommen.

Während historisch nur wenig über den echten Nikolaus bekannt ist, gibt es um so mehr Legenden - schöne, bekannte und aus heutiger Sicht teils abstruse. So wird beispielsweise berichtet, Nikolaus sei schon als Baby so fromm gewesen, dass er an den Fastentagen Mittwoch und Freitag die Brust der Mutter nur einmal nahm. Andere Legenden nehmen Bezug auf den Übergang des Christentums zur Staatsreligion unter Kaiser Konstantin. Byzantinische Feldherren sollen von seinem Auftreten gegen den Vollzug der Todesstrafe so beeindruckt gewesen sein, dass sie, als sie später selbst vor einer Verurteilung standen, zu ihm beteten. Nikolaus soll daraufhin dem Kaiser im Traum erschienen sein, worauf dieser von seinem Vorhaben abließ.

Die Legende von den Goldklumpen

Eine andere Legende bildet die Grundlage für seinen Ruf als Schutzpatron und Beschenker der Kinder, auf die auch der Brauch der Geschenke zurückgeht. Ein verarmter Mann entscheidet sich, seine Töchter Prostituierte werden zu lassen, weil er sich keine Mitgift leisten kann, um sie zu verheiraten. Als er davon hörte, soll Nikolaus ihnen in drei aufeinanderfolgenden Nächten Goldklumpen durch das Fenster geworfen haben. Auf Bildern und Ikonen wird er deshalb oft mit drei goldenen Kugeln dargestellt.

Die byzantinische Kirche verehrt den heiligen Nikolaus bereits mindestens seit dem 6. Jahrhundert, als Kaiser Justinian I. in Konstantinopel eine ihm geweihte Kirche errichtete. In Deutschland verbreitete sich der Nikolauskult im 10. Jahrhundert durch Theophanu, die byzantinische Frau von Kaiser Otto II. Da Nikolaus auch als der Schutzpatron der Kaufleute gilt, wurden viele zu dieser Zeit neu gegründete Handelsniederlassungen rund um ihm geweihte genossenschaftliche Kirchen erbaut. Viele Hanse- und Handelsstädte haben eine Nikolaikirche als Zentrum.

Talente-Gleichnis als Evangelientext

Dass der Nikolaus die Kinder fragt, ob sie brav waren oder schlimm, liegt ursprünglich an der Perikopenordnung der Kirche. Diese schrieb am 6. Dezember verbindlich das Gleichnis von den anvertrauten Talenten aus Matthäus 25,14-23 für die Lesung vor. Darin geht es um drei Knechte, denen von ihrem Herrn Geld anvertraut wird. Als der Herr zurückkehrt, muss jeder Rechenschaft darüber ablegen, was er mit seinen Talenten angefangen hat. So entstand die Verknüpfung mit der Frage nach der eigenen Lebensführung mit dem Nikolaustag.

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