Papst Benedikt XVI. und der russische Staatspräsident Dmitri Medwedew haben die Aufwertung der beiderseitigen diplomatischen Beziehungen beschlossen. Bei der ersten Papstaudienz für Medwedew seit dessen Amtsantritt im vergangenen Jahr sei es zudem um aktuelle Fragen der Sicherheit und des Friedens gegangen, teilte der Vatikan am Donnerstagabend mit. Bislang unterhielten Moskau und der Vatikan keine vollen diplomatischen Beziehungen.
Im Licht der jüngsten Sozialenzyklika des Papste, "Caritas in veritate", habe Benedikt sich mit Medwedew zudem über die internationale wirtschaftliche und politische Lage ausgetauscht, hieß es. Dabei überreichte das Kirchenoberhaupt dem russischen Staatschef eine russische Ausgabe des im Sommer veröffentlichten Rundschreibens. Medwedew traf im Vatikan im Rahmen seines Rom-Aufenthalts anlässlich eines russisch-italienischen Gipfeltreffens zudem mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und den vatikanischen "Außenminister" Dominique Mamberti zusammen
Offene Fragen klären
Die Audienz für Medwedew stand im Zeichen der Verbesserung der Beziehungen zwischen der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche. Der Außenamtsleiter des Moskauer Patriarchats, Erzbischof Hilarion Alfejew, hatte bei seinem jüngsten Rom-Besuch erneut darauf beharrt, dass vor einer Papstbegegnung mit Patriarch Kyrill I. offene Fragen geklärt werden müssten. Als freundliche Geste werteten Beobachter, dass das Patriarchat kürzlich Predigten und Schriften Benedikts über "Europa und seine christlichen Wurzeln" herausgegeben hat. In einem Vorwort unterstreicht Hilarion, dass die orthodoxe Kirche einen Schulterschluss mit Rom "gegen den militanten Säkularismus" suche.
Unterdessen kündigten die Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und die russisch-orthodoxe Kirche die Fortsetzung ihrer theologischen Gespräche an. In der kommenden Woche treffen Vertreter beider Seiten im Kloster Weltenburg zusammen. Die Runde steht unter dem Rahmenthema "Das christliche Menschenbild im Kontext europäischer Entwicklungen". Delegationsleiter seitens der DBK ist der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Der Dialog war zwischen 1986 bis 1998 in unregelmäßigen Abständen geführt worden, künftig sind regelmäßige Begegnungen vorgesehen.
Dialog mit EKD soll weitergehen
Über die Zukunft des Dialogs zwischen Moskau und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gibt es noch keine Klarheit. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte die Kontakte jüngst unterbrochen. Sie stört sich daran, dass in Margot Käßmann eine geschiedene Bischöfin an der Spitze der EKD steht. Ein Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland sagte gegenüber evangelisch.de, der Dialog sei weder gestoppt noch gebe es eine offizielle Aussage des Patriarchats. Das Gespräch werde weitergehen, "man wird eine Form dafür finden". Die orthodoxe Seite müsse Frau Käßmann nicht zur "Lieblingsbischöfin" erklären, aber ihre Wahl zur EKD-Ratschefin sei zu akzeptieren.