Engel - auch außerhalb der Bibel ein Begriff
Jeden Tag erklären wir in der Adventszeit einen Begriff rund um die besinnlichen Tage. Diesmal geht es um himmlische Boten und Heerscharen. Engel gibt es schon seit dem dritten vorchristlichen Jahrtausend, und keineswegs nur im Christentum.
02.12.2009
Von Georg Klein

Aus dem lateinischen "Angelus" hervorgehend, bezeichnet das Wort Engel den himmlischen Boten, der entsprechend der biblischen Überlieferung auf Handlungen des Menschen einwirken und ihn somit lenken kann. Engel gibt es in verschiedensten Religionen, auch außerhalb des Christentums. Sie übernehmen stets eine Mittlerfunktion zwischen Gott beziehungsweise Göttern und den Menschen, sind aber vor allem für dren Schutz zuständig.

Darstellungen von Engeln mit Flügeln gab es schon um 2250 vor Christus in Mesopotamien, wie das gefundene Rollsiegel des Stadtschreibers Adda beweist. Auch bei den Ägyptern waren Engelsdarstellungen sehr verbreitet. Bei ihnen entstand erstmals die Vorstellung der Seele als Vogelkörper mit menschlichem Kopf und Armen. Das weist darauf hin, dass es auch Normalsterblichen möglich sein kann, in den Rang der göttlichen Sendboten aufzusteigen. Im persischen Zoroastrismus spielten Engel unter den Bezeichnungen Malakhim und Daeva ebenfalls eine große Rolle. Neben Ägyptern und Assyrern beeinflussten persische Vorstellungen das Judentum am meisten. Auch im Islam spielen Engel eine wichtige Rolle.

Die Rangordnung der Heerscharen

Bei Juden und Christen ist der Engelsglaube in verschiedensten, teils komplizierten Formen sehr verbreitet. Im Hebräischen wird für Engel meist das Wort "Mal'ach" verwendet, was so viel wie Bote bedeutet. Da die Namen, Gruppierungen und Eigenschaften der "himmlischen Heerscharen" im alten Testament mannigfaltig und teils widersprüchlich sind, entstanden im Frühchristentum unterschiedliche Versuche, die Engel zu systematisieren. Von Theologen und Päpsten wurden unterschiedliche Hierarchien angelegt. Meist standen die Seraphim nach Gott am höchsten in der Rangordnung, über beispielsweise Cherubim, Thronen, Herrschaften, Erzengeln und "gewöhnlichen" Engeln.

Von der christlichen Spätantike bis ins Mittelalter hinein wurden Engel meist als jugendliche Männer mit Flügeln gezeigt. Später, ab dem Barockzeitalter, überwogen zunehmend niedliche bis kindliche Darstellungen, um auf die Reinheit und Unschuld von Engeln hinzuweisen. Martin Luther lehnte die katholische Engelverehrung zwar ab, doch die reformatorischen Kirchen sind bis heute aufgeschlossen gegenüber den Boten Gottes. Nach den Worten der mitteldeutschen Bischöfin Ilse Junkermann sorgen sie dafür, dass die Menschen eine "Ahnung vom Himmel bekommen".

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