Er ist der Mann, der bestimmt, was Millionen Deutsche im Fernsehen schauen – doch wenn sich Nico Hofmann selber vor den Bildschirm setzt, ist er nicht sonderlich wählerisch: "Ich schaue querbeet", sagt der Produzent, der mit Filmen wie "Dresden", "Der Tunnel" oder "Die Flucht" seit Jahren das TV-Programm prägt.
Nach Feierabend, so gegen 23 Uhr, sieht er Nachrichten und Dokumentationen genauso wie die Dokusoap "Bauer sucht Frau", neulich verfolgte er gar eine komplette Staffel der Realitysoap "Big Brother" – aus professionellem Interesse: "Ich wollte schauen, welche Männertypen gerade gefragt sind", sagt der in Berlin lebende Hofmann, der mit seiner Firma "Teamworx" als Deutschlands erfolgreichster Fernsehproduzent gilt und am 4. Dezember 50 Jahre alt wird.
Programme der Zukunft
Pünktlich zum Geburtstag erklärt Nico Hofmann, welche Programmzukunft auf die Deutschen zukommt: Die Themen Mauerfall und Zweiter Weltkrieg seien allmählich passé, glaubt er. "Wir werden sehr viele Filme haben, die sich viel provokanter gesellschaftsrelevanten Themen stellen", sagt Hofmann, der das Comeback zugespitzter Was-wäre-wenn-Stoffe wie "Fleisch", "Smog" oder "Das Millionenspiel" aus den 70ern prognostiziert und diesen Trend mit dem Begriff "Future" belegt. Es werde um "journalistische Inhalte" gehen, um den militärischen Einsatz in Afghanistan, Spannungen zwischen Arm und Reich oder die Frage, ob Ost und West 20 Jahre nach dem Fall der Mauer zusammengewachsen sind. Man müsse diese Stoffe aber in anschauliche Geschichten verpacken, denn: "Es ist unheimlich schwer, Menschen für Filme zu begeistern, die politische Inhalte transportieren", sagt Hofmann, dessen Film über Helmut Kohl ("Der Mann aus der Pfalz") kürzlich beim Publikum gnadenlos durchfiel.
Solch seltene Flops analysiert der Erfolgsproduzent akribisch, schließlich gehört es zu seinem Job, zu wissen, was die Leute interessiert. Das ist nicht immer leicht: "Die Zeit ist dermaßen schnelllebig, gerade im Fernsehbereich", stöhnt Hofmann, der sich in seiner Firma bewusst mit jungen Leuten umgibt, die ihm sagen, was gerade im Trend ist. Der lässig, aber merklich teuer gekleidete Produzent kam 1959 in Heidelberg als Sohn eines Journalistenehepaares auf die Welt, schon während seiner Redakteursausbildung begann er ein Studium an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. Als Regisseur drehte er vielbeachtete Filme wie "Der Sandmann" oder "Solo für Klarinette", lernte Produzenten wie Bernd Eichinger kennen und gründete 1998 die Produktionsfirma "Teamworx", eine Tochtergesellschaft des Medienkonzerns Ufa.
Teure Stars
Mit teuren und mit Stars wie Maria Furtwängler oder Veronica Ferres gespickten TV-Spektakeln mischte die Firma den deutschen Fernsehmarkt von Anfang an auf. Sie liefert Popcornunterhaltung wie den RTL-Katastrophenzweiteiler "Der Vulkan", aber auch anspruchsvolle Filme wie das ARD-Drama "Mogadischu". Viele Ideen kommen Hofmann bei der Zeitungslektüre. "Ich hätte eine riesige Lust, die Geschichte von Robert Enke und seiner Frau Teresa zu erzählen – unter dem Aspekt, wie man in so einer engen Familienbindung mit dem Thema Depressionen umgeht." Hofmann möchte das Schicksal von Natascha Kampusch verfilmen und steht schon länger in Kontakt mit dem österreichischen Entführungsopfer, er verfilmt Uwe Tellkamps Bestseller "Der Turm", hat einen Film über Scientology abgedreht, bastelt am Katastrophendrama "Hindenburg" – kleine Brötchen backen ist nicht sein Ding.
Eigentlich seltsam, dass in der Öffentlichkeit so gut wie nichts über das Privatleben des einflussreichen TV-Machers bekannt ist, aber das hat einen einfachen Grund, sagt Hofmann: Er habe schlichtweg keines, weil er so viel arbeite. Pünktlich zum 50. Geburtstag habe er nun aber beschlossen, etwas kürzer zu treten. "Ich merke einfach die körperliche Belastung schneller, obwohl ich mich fit halte. Ich überlege mir mittlerweile hundertmal, ob ich ins Flugzeug steige", sagt er bedauernd. Künftig will er sich lieber auf ausgewählte Projekte konzentrieren und weniger fürs Fernsehen als für die Kinofirma "Ufa Cinema" arbeiten. Ob das mit dem Kürzertreten klappt, ist eine andere Frage – nicht umsonst sagt der umtriebige Mann für die XXL-Unterhaltung über sich selber: "Ich bin ein energetischer Mensch, der gerne viel bewegt."