Zu der Festnahme wollte die Polizei zunächst nur mitteilen, dass Spezialeinsatzkräfte in Schermbeck an einem günstigen Ort zugeschlagen hätten. Dabei seien weder die Polizisten noch Michalski verletzt worden. Der Ausbrecher war mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, teilte die Polizei anschließend mit. Kurz zuvor hatte sich ein Sprecher der federführenden Kölner Polizei zuversichtlich gezeigt: "Warten Sie mal den heutigen Tag ab", hatte er gesagt. Der andere Ausbrecher, Michael Heckhoff (50), war bereits am Sonntag in Mülheim an der Ruhr gefasst worden.
Die Fahndung nach Michalski mit mehreren Hundertschaften hatte sich zuletzt auf den Großraum Bielefeld konzentriert. Kritik am Verlauf der Verbrechersuche wies der Polizeisprecher zurück. Anders als beim Gladbecker Geiseldrama von 1988 sei die Fahndung diesmal hervorragend koordiniert worden, sagte er.
Auf der Flucht fünf Geiseln genommen
Michalski und Heckhoff waren am Donnerstag offenbar mit Hilfe eines Gefängniswärters aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aachen ausgebrochen. Auf ihrer Flucht kaperten sie drei Autos und brachten vorübergehend zwei Taxifahrer, eine Schülerin und ein Ehepaar in ihre Gewalt. Alle wurden unverletzt wieder freigelassen.
Die Bild-Zeitung brachte am Dienstag einen ausführlichen Bericht mit Einzelheiten des Ausbruchs und Zitaten des Ausbrechers Heckhoff. Die Kölner Polizei geht davon aus, "dass in dem Artikel Informationen verarbeitet sind, die unbefugt an die Bild-Zeitung gelangten". Ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt sei eingeleitet worden. Inwieweit die von "Bild" zitierten Äußerungen Heckhoffs den tatsächlichen Verlauf seiner Flucht wiedergeben, werde noch geprüft, sagte der Sprecher.
Beide Männer sind zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt - Heckhoff unter anderem wegen Geiselnahme und versuchten Mordes, Michalski wegen Mordes an einem Mittäter im Jahr 1993. Michalski ist laut Polizei auch während seiner Flucht auf Medikamente angewiesen gewesen. Laut WDR braucht er rezeptpflichtige Schmerzmittel. Sein Erwachsenen-Leben hat er fast überwiegend im Knast verbracht - dort wird Michalski jetzt auch wieder landen.
Innenminister lobt Bevölkerung und Polizei
Nordrhein-Westfalens Innenminister Ingo Wolf (FDP) hat der Polizei für die Festnahme der aus dem Gefängnis geflüchteten Schwerverbrecher Peter Paul Michalski und Michael Heckhoff gedankt. "Sie hat den Fahndungsdruck permanent hoch gehalten und so eine schwierige Aufgabe gemeistert", sagte Wolf am Dienstag in Düsseldorf. Dabei habe der Schutz der Bevölkerung absolute Priorität gehabt. Mit einem immensen Einsatz von Beamten und moderner Technik habe die Polizei alles getan, um die Flüchtigen aufzuspüren.
Bei der Fahndung seit dem vergangenen Donnerstag hätten die Beamten sehr vorsichtig vorgehen müssen, um die Gefahr von Kurzschlusshandlungen der Flüchtigen zu minimieren. "Bei beiden Männern war davon auszugehen, dass sie - insbesondere bei zunehmender Erschöpfung - rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch machen", sagte Wolf.
Die Polizei habe die Erfahrungen aus früheren Einsätzen konsequent umgesetzt. Dazu habe auch die bessere Zusammenarbeit mit den Medien gehört. "Die Bevölkerung hat sich vorbildlich an der Fahndung beteiligt und die Polizei mit den nötigen Hinweisen versorgt, ohne die eine erfolgreiche Fahndung so schnell gar nicht möglich gewesen wäre", fügte der Innenminister hinzu.