Die Zahl von weltweit über einer Milliarde hungernden Menschen nannte Friedrich in seiner Predigt einen "traurigen Höchststand", der aber nicht zu Resignation und Hartherzigkeit führen dürfe. Angesichts der gegenwärtigen Probleme in Deutschland dürfe das Elend der Menschen in Entwicklungsländern nicht aus dem Blick geraten. Der Bischof bedauerte das Unvermögen, die Güter gerecht zu verteilen.
Die frühere Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) forderte, in der Entwicklungsarbeit nicht nachzulassen. Die Armen in der Welt seien nicht verantwortlich für den Hunger, die Wirtschafts- und Finanzkrise sowie für den Klimawandel, sie litten aber am meisten an den Folgen. "'Wir brauchen eine Ökonomie, die dem Leben dient", sagte sie im Gottesdienst.
Lange Zeit sei eine "kalte Welle" durch die Welt gegangen, der Glaube allein an Marktgläubigkeit habe sich als Aberglaube erwiesen, bekalgte Wieczorek-Zeul. Ausdrücklich würdigte sie die Arbeit von "Brot für die Welt" und warb eindringlich um weitere Unterstützung für das Hilfswerk. Es fördert mehr als 1.000 Projekte in rund 80 Ländern der Erde.
Neues Denken gefordert
Die Direktorin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, erläuterte das Motto der Spendenkampagne "Es ist genug für alle da". Sie forderte ein neues Denken sowie mehr Respekt vor den Rechten und der Würde aller Menschen. "Wie wir wirtschaften, wie wir leben ist nicht zukunftsfähig", sagte die Pfarrerin. Die Zahl der Hungernden weltweit wachse ständig, natürliche Ressourcen würden ausgebeutet und die Erde vom Klimawandel gebeutelt. Füllkrug-Weitzel mahnte eine standortgerechte Landwirtschaft sowie Förderprogramme für Kleinbauern an. Die gesamte Weltbevölkerung könne durchaus ernährt werden, "wenn wir miteinander teilen".
Die Notwendigkeit der Entwicklungshilfe hatte auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) betont. Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise wäre es falsch, die Unterstützung für arme Länder aufzugeben, sagte Seehofer am Vorabend der Eröffnung in München. Es handele sich dabei um eine Daueraufgabe der internationalen Staatengemeinschaft, fügte er bei der Veranstaltung vor mehreren hundert Gästen Kirche, Politik und Gesellschaft hinzu. Außer mehr sozialer Gerechtigkeit weltweit sprach sich Seehofer mit Blick auf die Klimakonferenz in Kopenhagen für eine Weltordnung aus, die künftig auch ökologische Rahmenbedingungen setzt.
Das Hilfswerk "Brot für die Welt" wird getragen von evangelischen Landes- und Freikirchen und ist im Diakonischen Werk in Stuttgart angesiedelt. Seit 1959 bittet die Aktion in jedem Jahr zu Beginn der Adventszeit um Spenden für Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Bei der Jubiläumskampagne zum 50-jährigen Bestehen im vergangenen Jahr kamen den Angaben zufolge bundesweit rund 51,4 Millionen Euro zusammen.
Internet: www.brot-fuer-die-welt.de