Gaming unterm Christbaum: Die Hardware
Neulich sagte eine Kollegin über ihre Kinder: "Die wünschen sich doch eh nur Elektronik!" Und dann stehen viele Eltern (oder Ehegatten) zwischen den Regalen in ihrem bevorzugten Elektronikgroßmarkt und wissen nicht, wohin. Neben Handys sind es Videospiele, die ein breites Publikum anziehen – von den Jüngsten bis hin zu gestandenen Erwachsenen, die heute statt der Modelleisenbahn doch eher auf digitales Entertainment stehen. Für viele Eltern ist das ein Dschungel. Wir lichten ihn ein bisschen.
27.11.2009
Von Hanno Terbuyken

Hardware ist alles, was weh tut, wenn es einem auf den Fuß fällt. Das gilt auch für interaktive Unterhaltung, also Videospiele: Ohne Computer oder Konsole ist jedes Spiel nutzlos. Die Auswahl ist groß. Welche Systeme gibt es, und welche sind für wen geeignet? Zwei wesentliche Bereiche schlagen sich um Marktanteile im Wohn- oder Spielzimmer: Der klassische Computer (PC) und die Heimkonsolen. Dazu gibt es auch noch tragbare Spieleplattformen, die aber ihr eigenes Kapitel darstellen.

Der Klassiker: Computer

Hardware für den PC ist ein fitzeliges Geschäft. Die Anschlüsse müssen passen, die Kabel müssen stimmen, das Computer-Netzteil muss die zusätzliche Belastung packen, das Gehäuse muss den Platz bieten und so weiter. Wenn sich der Ehegatte oder das Kind eine neue Grafikkarte wünschen, gibt es nur eins: Den genauen Namen aufschreiben und genau das Gerät kaufen. Alles andere funktioniert nicht. Denn es gibt wenig, was am Weihnachtsabend mehr frustriert als Hardware geschenkt zu bekommen, die man nicht benutzen kann. Das versauert das Fest!

Wenn der Wunsch aber einfach nur ist "eine neue Grafikkarte" oder "ein schnellerer Computer" ist der beste Weg, den Computerfachmann in der Familie oder in der Bekanntschaft danach zu fragen. Im Zweifelsfall können auch Fachhändler weiterhelfen, wobei da im PC-Bereich oft gilt: Je kleiner der Laden, desto kompetenter.

Computerspieler wissen in der Regel ziemlich genau, was sie wollen und brauchen – die Recherche findet meist online statt. Eine Übersicht über die aktuellen Grafikkarten auf dem Markt gibt es unter anderem hier. Was das Herz des Rechners angeht: Die so genannten "Quad-Core-Prozessor", also Computerchips mit vier Rechenkernen, sind der Standard bei Spiele-PCs.

In diesem Bereich sollte man aber nie blind kaufen. Auch wenn es den Überraschungseffekt unterm Weihnachtsbaum ruiniert: Sprechen Sie vorher mit dem Beschenkten, was er wirklich haben will! Nur so gibt's fröhliche Weihnachten.

Heimkonsolen

Wenn der Sohn oder die Tochter aber dann doch nach einer Spielekonsole fragt, ist die Auswahl einfacher: die Wii von Nintendo, das bewegungsgesteuerte Phänomen, das auch in Altersheimen zur Reha genutzt wird; die Xbox 360 von Microsoft, das High-Definition-Mekka für Online-Spieler und obsessive Sammeltypen; oder die Playstation 3 von Sony, das Blu-Ray-Wunder mit den Startschwierigkeiten, das jetzt auf dem besten Weg nach oben ist? Das kommt darauf an, worauf der potentielle Spieler am meisten Wert legt. Vorweg eines: Alle Heimkonsolen bieten eingebaute Jugendschutzeinstellungen, mit denen Eltern verhindern können, dass ihre Kinder bestimmte Inhalte spielen – Maßstab sind hierbei die Alterseinstufungen der Spiele durch die USK. Außerdem braucht jede der Konsolen einen Fernseher, an den sie mit einem Komposit-, Komponenten- oder HDMI-Kabel angeschlossen wird.

Die Spaßkonsole: Wii

Die Wii bietet Spaß und Spannung für die ganze Familie, die sich mit den bewegungsgesteuerten Spielen meist gemeinsam vor dem Fernseher betätigen kann. Auch die beliebten Musikspiele der "Guitar Hero"- und "Rock Band"-Reihen sind für die Wii erhältlich (für die anderen Konsolen natürlich auch).

Es gibt die Wii in Weiß und Schwarz, wobei die Hardware die gleiche ist. Allerdings bringt die schwarze Konsole gleich das neue Zusatzgerät "Wii Motion Plus" für die Wii-Fernbedienung mit, das die Bewegungssteuerung verbessert. Dazu gibt es dann die neueste Ausgabe des beliebtesten Spiels auf der Wii, "Wii Sports Resort". Beides ist aber kein Muss, denn alle Wii-Spiele funktionieren auch mit der normalen Wii-Fernbedienung. Der weißen und der schwarzen Wii liegt auch "Wii Sports" bei, der Vorgänger von "Wii Sports Resort" – für Wohnzimmerbowling völlig ausreichend.

Die Wii ist zugleich die Heimat der Super-Mario-Spiele. Wer den kleinen Klempner noch von früher kennt, ist mit der Wii am besten bedient. Online kann die Konsole sich per eingebautem W-LAN updaten und bietet mit der "Virtual Console" ein Paradies für Retro-Zocker. Wer sich am C64 oder dem Super Nintendo früher die Abende vertrieben hat, kann hier für 5 bis 12 Euro die Klassiker neu erwerben und wieder erleben – in der alten Grafik allerdings, die nicht immer mit modernen Flachbildschirmen kompatibel ist. "WiiWare" stellt kleinere, günstige Spiele von unabhängigen Entwicklern zur Verfügung, auch da ist der ein oder andere Hit dabei.

Grafisch hinkt die Wii ihren Konkurrenten technisch hinterher, wobei sich die besten Wii-Spiele vor allem angesichts ihres guten Designs aber nicht verstecken müssen. Wer hochauflösende Bilder erwartet, ist bei Nintendo allerdings falsch: Besser als 480p wird es nicht – High-Definition (HD) sieht anders aus. Dafür ist die Wii klein, stabil, einfach zu bedienen und hat niedliche kleine Avatare, die "Miis", die sich jeder Spieler selbst bauen kann. Für Multimedia ist die Wii nicht gemacht: Fotos kann man zwar anzeigen lassen, DVDs abspielen aber nicht, und musikfreundlich ist die Wii auch nicht. Eine Festplatte hat die Wii nicht, nur einen internen Speicher, der schnell voll ist und sich durch SD-Karten erweitern lässt.

Preislich liegt die Wii bei etwa 190 Euro für die weiße Version mit einer Fernbedienung und Wii Sports an ("Wii Sports Pack"). Dazu braucht man noch mindestens eine weitere Fernbedienung mit Zusatzcontroller Nunchuk, sonst kann man nicht zu zweit spielen. Dafür sollte man unbedingt "Wii Play" (ca. 40,- Euro) kaufen, weil man da eine Fernbedienung mit einigen Minispielen zusammen bekommt. Ein zweiter Nunchuk kostet dann noch knapp 20 Euro. Wer "Wii Motion Plus" möchte, muss dafür 18 Euro pro Fernbedienung hinlegen. Am anderen Ende der Preisgestaltung schlägt die schwarze Wii mit etwa 350 ab 200 Euro zu Buche, dafür spart man sich einmal "Wii Motion Plus". UPDATE: Laut Nintendo ist die unverbindliche Preisempfehlung der schwarzen Wii genauso hoch wie bei der weißen Wii, "190-200 Euro" nach Aussage der Pressestelle. Die Händler müssen sich daran aber nicht halten, und die Nachfrage ist so hoch, dass zum 1. Dezember die Preise auf Amazon zwischen 265 und 400 Euro lagen.

Der Online-König: Xbox 360

Microsofts HD-Konsole genießt man am besten mit einer 5.1-Soundanlage und einem HD-oder HD-Ready-Fernseher mit HDMI-Eingang, da die Xbox 360 eine Auflösung von 720p oder 1080i unterstützt. Für die weiße oder schwarze Box gibt es auch die größte Spielebibliothek der aktuellen Konsolen-Generation, da findet sich für jeden Geschmack etwas: Von "Viva Pinata" und den unvermeidlichen Partyspielen für die junge Generation ("Lips") bis zu dem ganzen Repertoire der Spiele ab 18, wie "Grand Theft Auto IV", "Halo 3" oder "Modern Warfare 2". Gesteuert wird ganz klassisch mit einem "Gamepad", das auf der Xbox 360 eher für größere Hände ausgelegt ist und sich drahtlos oder per Kabel mit der Konsole verbindet. Nächstes Jahr wird Microsoft allerdings die Plattform revolutionieren: Dann kommt die Bewegungssteuerung "Natal", die komplett ohne Controller funktioniert und mit jeder Xbox 360 kompatibel sein wird.

Die Xbox 360 hat einen großen Trumpf im Ärmel: Er heißt "Xbox Live" und ist der beste Online-Service, den eine aktuelle Konsole zu bieten hat. Qualität hat allerdings ihren Preis. 60 Euro im Jahr kostet es, mit Freunden online spielen zu können und Facebook und Twitter von der Konsole aus nutzen zu können. Wer nicht zahlen will, kann nicht online spielen oder twittern, hat aber auch Zugang zum Online-Marktplatz und kann alle sonstigen Funktionen von Xbox Live nutzen, Freundeslisten zum Beispiel.

Auch die Xbox ermöglicht es, eigene kleine Avatare zu erstellen, die allerdings keine so zentrale Rolle spielen wie auf der Wii. Dafür bietet die 360 umfangreiche Multimedia-Fähigkeiten, bis hin zu Kinofilmen, die man online ausleihen und direkt anschauen kann. Um die Daten zu verwalten, braucht die Xbox 360 eine Festplatte – die ist bei dem günstigsten Modell, der "Arcade", nicht dabei. Obwohl die "Arcade" nur 170 Euro kostet, ist sie ohne Festplatte weitgehend witzlos. Die Microsoft-spezifischen Festplatten kosten zwischen 50 Euro (20 Gigabyte) und 190 Euro (120 Gigabyte). Es lohnt sich daher, bei einer Xbox direkt zum schwarzen "Elite"-Modell zu greifen, die für 250 Euro gleich eine 120 Gigabyte große Festplatte mitliefert.

Die "Super Elite" hat sogar 250 Gigabyte Speicher und kostet mit zwei Spielen und zwei Controllern um die 330 Euro. Der zweite Controller ist aber nicht unbedingt nötig, da die Xbox 360 eher auf das Spielen im Internet als auf das gemeinsame Spielen vom Sofa ausgelegt ist. Wer keine Kabel mag, muss zusätzlich zwischen 50 und 80 Euro für den WLAN-Adapter ausgeben, wenn er online spielen möchte. Dafür liefert Microsoft ein Headset zum Unterhalten mit jeder Konsole gleich dazu.

Im Gegensatz zur Wii ist die Xbox 360 ein ausgewachsenes Unterhaltungs-System, dafür aber auch etwas umständlicher zu bedienen – kein Wunder, schließlich hat sie mehr Funktionen. Wer gerne online spielen, aber dafür nicht den PC bemühen möchte, und zusätzlich DVDs abspielen, Musik hören, online Filme sehen und auch noch vom Sofa aus Twittern und Facebooken möchte, ist mit Microsofts Konsole am besten bedient. Frühere Auslieferungen hatten oft Probleme mit der Hardware, das hat Microsoft aber inzwischen in den Griff bekommen.

Das Blu-Ray-Wunder: Playstation 3

Filme sind die große Stärke der Playstation 3 (PS3). Sonys schwarze Maschine ist die leistungsstärkste der aktuellen Konsolen, was vornehmlich am Prozessor und am eingebauten Blu-Ray-Laufwerk liegt. Um die PS3 voll zu genießen, empfiehlt sich deswegen ein Full-HD-Fernseher, der die volle 1080p-Auflösung wiedergeben kann. Die optische Klarheit der Blu-Ray ist beeindruckend gegenüber der DVD, die die PS3 natürlich auch abspielen kann.

Für Online-Spieler ist die Playstation 3 allerdings nicht so komfortabel, beispielsweise kann man sich nicht in jedem Spiel per Headset unterhalten wie auf Xbox Live. Dafür ist das "Playstation Network" zum Online-Spielen kostenlos. Auch Sony wird nächstes Jahr eigene bewegungsgesteuerte Controller einführen, die eine 1:1-Umsetzung von Handbewegungen ermöglichen sollen, und damit zu Nintendo und Microsoft aufschließen. W-LAN ist bei der Playstation 3 direkt mit eingebaut, und eine Online-Verbindung ist wichtig: Sony veröffentlicht häufig Updates für das System und hält damit auch den guten Blu-Ray-Spieler technisch auf dem neuesten Stand.

Der Spielekatalog der Playstation 3 ist noch nicht so groß wie der Katalog der Xbox 360, die ein Jahr früher auf den Markt kam, bietet aber inzwischen auch für jeden Geschmack und jedes Alter Spiele an. Leider sind die aktuellen Modelle nicht mehr abwärtskompatibel, so dass der riesige Katalog an älteren Playstation-2-Spielen verloren geht. Auch Sony hat einen Online-Shop für die Konsole, der im Angebot allerdings hinter der Vielfalt von Xbox Live und dem Retro-Paradies der Virtual Console auf der Wii zurück bleibt.

Auf der Playstation 3 kann man sich Filme online ausleihen und sogar kaufen. Die PS3 profitiert dabei für Multimedia-Anwendungen von ihrer Bauweise, denn sie akzeptiert auch Laptop-Festplatten. Mit ein bisschen Geschick lässt sich die Konsole damit auf bis zu 500 Gigabyte Speicherplatz aufrüsten, ohne dass man überteuerte eigene Festplatten wie im Falle der Xbox 360 kaufen muss. Dafür liefert Sony kein Headset zum Online-Spielen mit.

Die PS3 profitiert von einem in diesem Jahr erst reduziertem Preis, der sich bei 300 Euro eingependelt hat, auch für die neue Playstation 3 "Slim". Sie ist dünner, kleiner und leichter als das erste Modell, kann aber das gleiche und hat mehr Festplattenspeicher. Wer da noch zu der dicken PS3 mit 80 Gigabyte statt der dünnen mit 120 Gigabyte greift – zum gleichen Preis! – macht einen Fehler. Lohnen kann es sich allerdings dann, wenn das ältere Modell zu einem günstigeren Preis und im Bündel mit zusätzlichen Spielen angeboten wird. Zusätzliche Controller schlagen mit etwa 50 Euro zu Buche, mindestens einer empfiehlt sich. Wichtig ist für Filmfans auch die PS3-Fernbedienung (etwa 20 Euro), die den Blu-Ray-Spieler wesentlich komfortabler macht.

Das alte Eisen: Playstation 2

Die PS2 war Sonys Riesenerfolg der vorherigen Konsolen-Generation, läuft aber so langsam dem Ende ihres Produktlebens entgegen. Das heißt aber auch, dass es eine unglaubliche Zahl an PS2-Spielen gibt, darunter die meisten Klassiker der vergangenen Technikstufe. Auf einem HD-Fernseher kann sich die PS2 nicht mit ihrem jüngeren Bruder, der PS3, messen. Auf alten Röhrenfernsehern ist sie aber gerade bei Spielen aus den letzten zwei Jahren ansehnlich. Online kann die PS2 nichts, dafür ist sie klein und mit unter 100 Euro billig zu haben. Alle Singstar-Spiele sind auch für die PS2 erschienen. Wer also Party-Karaoke will und Klassiker wie die Final-Fantasy-Serie, Tomb Raider und GTA III auch mal anzocken möchte, für den ist die PS2 vielleicht auch eine Option. Nur nicht für jemande , der sich eine aktuelle Konsole wünscht - das wäre eine Riesenenttäuschung.

Fazit

Onlinespieler, die viel und gern mit Freunden über das Internet kommunizieren, sollten zur Xbox 360 greifen (oder eine solche geschenkt bekommen) und bereit sein, für problemloses Online-Spielen 60 Euro im Jahr zusätzlich zu zahlen.

Filmfans sollten zur Playstation 3 greifen, die mit der höchsten Auflösung und dem Blu-Ray-Laufwerk punktet und für Einzelspieler gerade bei den Top-Spielen einen grafischen Hochgenuss liefert – sofern der Fernseher das kann.

Wer gerne mit seinen Kindern zusammen spielen möchte und auch mal aus dem Sofa springt, sollte zur Wii greifen, die mit der einfachsten Bedienung auftrumpft, aber grafisch zurückstecken muss und nur sehr begrenzte Multimedia-Kapazitäten hat. Retro-Fans sind ebenfalls mit der Wii und ihrer "Virtual Console" am besten bedient.


 

Hanno Terbuyken ist Redakteur bei evangelisch.de, zuständig für die Ressorts Gesellschaft und Wissen. Außerdem schreibt er das Blog "Angezockt".