Bambis: Winslet teilt, Mauerfall-Helden bewegen
Hollywoodstar Kate Winslet teilte ihren Bambi. Helmut Kohl war gerührt. Und Popstar Shakira ließ die Hüften kreisen, bevor sie ihr goldenes Reh entgegennahm. Die 61. Bambi-Verleihung in Potsdam bot am Donnerstagabend Glamour, aber auch nachdenkliche Momente.
27.11.2009
Von Elke Vogel und Imke Hendrich

20 Jahre nach dem Mauerfall erhielt ein gerührter Kohl als «Kanzler der Einheit» den sogenannten Millennium-Bambi. "Wir haben Frieden, und mehr kann man überhaupt nicht erwarten. Dafür bin ich ganz besonders dankbar und ich danke all denjenigen, die dabei geholfen haben", sagte er in einer Videoeinspielung. Der 79-Jährige nahm die Auszeichnung im Rollstuhl sitzend in seinem Haus in Ludwigshafen entgegen. Das Publikum im Saal war allerdings sichtlich erschrocken über den Gesundheitszustand Kohls, dem das Sprechen schwer fiel.

DDR-Oppositionelle als "Stille Helden" geehrt

Drei Menschen, die im Wendejahr nicht in der Öffentlichkeit standen, wurden als "Stille Helden" geehrt: Die DDR-Oppositionellen Christoph Wonneberger, Siegbert Schefke und Aram Radomski. Mit Wonneberger wurde der "Vater der Montagsdemos" geehrt. Als Pfarrer organisierte er die Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche, aus denen 1989 die Montagsdemonstrationen entstanden. Schefke und Radomski filmten die Demonstration am 9. Oktober 1989 und schmuggelten die Bilder in den Westen.

"Aus heutiger Sicht könnte unsere Geschichte einem James-Bond-Film entstammen", erzählte Schefke einem bewegten Publikum. Die Aufnahmen erreichten via ARD-"Tagesthemen" fast alle DDR-Bürger und zeigten ihnen, dass friedlicher Massenprotest möglich ist. Nach seiner Erfahrung mit der DDR-Diktatur forderte er in Anspielung auf die politischen Verhältnisse in Brandenburg, dass ehemalige inoffizielle Stasi-Mitarbeiter in keine heutige Regierung gehörten.

Maximilian Schell erhielt Bambi für Lebenswerk

Hollywoodstar Kate Winslet teilte ihren Bambi mit ihrem deutschen Schauspielerkollegen David Kross. "Es hat mir so viel Spaß gemacht, hier in Deutschland zu arbeiten", sagte Winslet, die für ihre Leistung in dem Film "Der Vorleser" nach dem Bestseller von Bernhard Schlink geehrt wurde. An der Seite der US-Schauspielerin spielte darin der erst 19-jährige Kross.

Schauspieler Maximilian Schell wurde für sein Lebenswerk geehrt. "Ein Schauspieler entsteht erst durch das Publikum", gab er den Dank an die Filmfans zurück. Die geplante Ehrung des 105-jährigen Johannes Heesters - per Videoeinspielung - fiel offensichtlich dem der ARD- Fernsehübertragung geschuldeten Zeitdruck zum Opfer.

Der Sonderpreis der Jury ging an den Potsdamer Designer Wolfgang Joop

Stephanie zu Guttenberg, Frau von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, überreichte Bayern-Manager Uli Hoeneß den Wirtschafts-Preis. Ihr Gatte konnte wegen der aktuellen "Nachrichtenlage" nicht kommen. "Mein unmöglicher Mann hat mir vor circa anderthalb Stunden dieses Redemanuskript in die Hand gedrückt", sagte sie. Noch ein "Ich liebe dich" habe er genuschelt, und nun stehe sie hier. Ihre Laudatio trug sie dennoch sehr charmant vor.

"Dass ich doch endlich ein Reh fange, das hätte ich nicht gedacht. Ich habe nämlich gar keinen Jagdschein!", sagte der Potsdamer Designer Wolfgang Joop, der den Sonderpreis der Jury erhielt. Die Scorpions überreichten Shakira die Trophäe in der Kategorie "Pop International", Silbermond wurde als beste nationale Band geehrt. Ganz aus dem Häuschen waren die Gewinner in der Kategorie "Schauspieler National": Jessica Schwarz ("Romy") und Edgar Selge («Jenseits der Mauer»).

Der österreichische Schauspieler Christoph Waltz erhielt einen Bambi für seine Rolle als dämonischer Nazi in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds". Michael "Bully" Herbig kam mit den Kindern Jonas Hämmerle und Mercedes Jadea Diaz, die die Hauptdarsteller in seinem Film "Wickie und die starken Männer" sind. Til Schweiger überreichte ihnen einen Bambi für besten "Film national".

dpa