Die Anfänge waren bescheiden: Als der Fernsehsender 3sat 1984 auf Sendung ging, konnten ihn gerade mal 8000 Haushalte empfangen und das auch nur sechs Stunden am Tag. Seither hat sich der Kulturkanal, der am 1. Dezember sein 25-jähriges Jubiläum feiert, einen festen Platz in der öffentlich-rechtlichen Senderfamilie erobert. Gesendet wird rund um die Uhr, gut 40 Millionen Haushalte in Deutschland, Österreich und der Schweiz können ihn empfangen und auch das Themenspektrum des einstigen Satelliten-Kulturprogramms ist breiter geworden.
Neben dem 3sat-Flaggschiff "Kulturzeit" (seit 1995) gehört das Wissensmagazin "Nano" (seit 1999) zu den Vorzeigesendungen des Nischensenders. "Kulturzeit" schalten nach Angaben des Senders im Schnitt 170 000 Zuschauer ein, "Nano" rund 150 000. Hoch in der Zuschauergunst steht auch die Talksendung "Scobel" (seit 2008), in der Moderator Gert Scobel mit Gästen gesellschaftliche und wissenschaftliche Themen beleuchtet und damit eine durchschnittlich 200 000-köpfige Fangemeinde erreicht.
Überschaubare Fernsehlandschaft
Als 3sat als gemeinsame Gründung des ZDF, des österreichischen ORF und der Schweizer Rundfunkanstalt SRG das Licht erblickte, war die deutsche Fernsehlandschaft deutlich überschaubarer als heute. "Damals steckten auch die Privatsender noch in den Anfängen", erinnert sich Gottfried Langenstein, Vorsitzender der 3sat-Geschäftsleitung und Direktor Europäische Satellitenprogramme (ZDF). Seither habe sich die Zahl der Sender "fast verzehnfacht".
Trotzdem gab es zwischen 3sat und den Privaten in all den Jahren kaum Reibungspunkte anders als etwa beim jüngst vom ZDF gegründeten Digitalsender ZDFneo, dessen Konzept für heftige Proteste sorgte.
"Die Privatsender akzeptieren uns, weil wir genau im Kernbereich des öffentlich-rechtlichen Profils liegen", betont Langenstein, der seit neun Jahren im Amt ist. 1993 kam zum 3sat-Gründertrio die ARD mit ihren Sendern hinzu, die zugleich ihr Programm Eins Plus aufgab.
Seit seinen Anfängen gilt 3sat als experimentierfreudiger Sender der Platz in der Nische und wenig Quotendruck machten es möglich, neue Formate auszuprobieren, auch wenn sich nicht alle Ideen durchsetzen konnten. Bis heute bleibt der Sender dieser Tradition
treu: "Wir trauen uns Sachen, die sich andere nicht trauen", sagt Langenstein. Thementage über 24 Stunden beispielsweise, die das klassische Programmschema aufbrechen. Dass das Konzept aufgehe, beweise der Zuschauerzuspruch.
Latein und Philosophie
Der Sendetag "Imperium Romanum" 2008 entpuppte sich als bisher erfolgreichster Thementag in der 3sat-Geschichte mit einem Marktanteil von 3,3 Prozent. Herzstück war eine "Kulturzeit"-Ausgabe komplett auf Latein. Auch andere Ideen probieren die 3sat-Macher aus: So ging es im Kant-Jahr eine ganze Woche lang jeden Tag zur Hauptsendezeit um Philosophie bis zu 400 000 Zuschauer schalteten ein.
Schauspiel-, Ballett- oder Opernaufführungen zur besten Sendezeit sind ebenfalls ein Markenzeichen des Senders - und sollen es bleiben, wenn die Redaktion des ZDF-Theaterkanals im kommenden Jahr aus Kostengründen mit der 3sat-Redaktion zusammengelegt wird.
Den Schwerpunkten Kultur und Wissen will 3sat auch künftig treu bleiben, sagt Langenstein: "Mit dem Profil liegen wir richtig." Er sieht sich durch die Einschaltquoten des Nischensenders bestätigt:
2008 erreichte 3sat in Deutschland mit 1,1 Prozent den höchsten Marktanteil seiner Geschichte, ebenso in Österreich (1,7 Prozent) und der Schweiz (1,2 Prozent). Und noch etwas werde sich nicht ändern:
"Wir bleiben mit Sicherheit werbefrei", sagt er.
Das Jubiläum feiert der Sender ab Samstag, 28. November, mit einem satirischen Blick auf die drei 3sat-Heimatländer. Dafür hat sich Moderatorin Katrin Bauerfeind in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf die Suche nach Typischem und Skurrilem begeben. Höhepunkt des Jubiläumsprogramms ist eine Live-Kabarettgala aus Berlin am 1. Dezember unter anderem mit Georg Schramm und Mathias Richling.
dpa