Schock für Schweden: Saab vor dem Aus
Der Saab-Schock saß tief, traf Schweden unvorbereitet und lässt wenig Luft für Hoffnung. Als am Dienstag die Mitteilung vom geplatzten Verkauf der Nobel-Automarke am Stammsitz bei Göteborg und in Stockholm die Runde machte, war ratloses Schweigen die erste Reaktion.
25.11.2009
Von Thomas Borchert

"Wir sind alle tief enttäuscht", hieß es aus der Saab-Presseabteilung. "Das kam wirklich überraschend", meinte ein Sprecher der Stadt Göteborg. Mit "kein Kommentar" begnügten sich der Betriebsrat wie auch Regierungsvertreter in Stockholm.

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Schon als der winzige Extrem-Sportwagenhersteller Koenigsegg mit einer Jahresproduktion von sage und schreibe etwa 20 Traumautos für Millionäre im Sommer den Finger zur Übernahme von Saab hob, gab es viel Skepsis. Wie sollte ein so kleines Familienunternehmen die roten Saab-Zahlen über 20 Jahre beim bisherigen Mutterkonzern General Motors in tragfähige Gewinne umwandeln können?

Pessimistische Stimmung

Auch der Einstieg des chinesischen Autokonzerns BAIC konnte die pessimistische Grundstimmung rund um Saab nicht durchgreifend ändern. Jetzt fürchteten Experten vor allem, dass die Chinesen als potente Geldgeber sich bei der weltweit hochgeachteten Saab-Abteilung für Forschung und Entwicklung bedienen würden, ohne an einem dauerhaften Überleben der Schweden selbst interessiert zu sein.

Immerhin aber bekamen die Koenigsegg-Interessenten grünes Licht für einen dringend benötigten Kredit über 600 Millionen Dollar (400 Mio Euro) von der Europäischen Investitionsbank mitsamt staatlicher Bürgschaft aus Stockholm. Doch es dauerte im gnadenlosen Überlebenskampf im Gefolge der Finanzkrise alles viel zu lange. "Es hat sich alles zu lange rausgezögert, und nicht alle sind gleich schnell gelaufen", meinte Christian von Koenigsegg.

Nur Volvo könnte überleben - in chinesischer Hand

Als letzten Strohhalm klammern sich die betroffenen 3.400 Saab- Beschäftigten daran, dass die bisherige Konzernmutter General Motors nach der Finanzkrise offenbar schnell wieder zu Kräften gekommen ist und ja auch die lange zum Verkauf angebotene deutsche Tochter Opel nun behalten will.

Aber dabei geht es um ganz andere Größenordnungen. Seit Jahren schon hatte das Saab-Management selbst immer wieder erklärt, dass man nur mit einer Jahresproduktion von etwa 200.000 Autos langfristig eine Überlebenschance haben werde. Noch in den optimistischsten Erklärungen von Koenigsegg hieß es dann, dass vielleicht auch 70.000 reichen könnten. Jetzt muss sich Schweden darauf einrichten, dass von den beiden Traditionsmarken Volvo und Saab nur eine die Folgen der Wirtschaftskrise überlebt. Volvo soll von Ford an den chinesischen Geely-Konzern verkauf werden.

dpa