Reger Zulauf zu Katholiken-Arbeitskreis in der Union
Eine Woche nach Gründung zählt er bereits über 400 Unterstützer: Der Arbeitskreis Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU/CSU will darum kämpfen, dass das "C" nicht in der Tagespolitik verloren geht.

"Es gibt manchmal Rückmeldungen im Minutentakt", sagte AEK-Mitbegründer Martin Lohmann der "Rheinischen Post" (Dienstagsausgabe). Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Annette Schavan äußerte sich im Gespräch mit der Zeitung verhalten zu der Initiative: "Ein neuer Gesprächskreis kann sich inspirierend auf die programmatische Debatte der CDU auswirken", sagte Schavan. Persönlich blieb sie auf Distanz. "Von mir ist bekannt, dass ich katholisch bin, dafür benötige ich keinen eigenen Gesprächskreis", unterstrich die Bundesbildungsministerin.

"Brücke zwischen Partei und Kirche"

Der Mitte November ins Leben gerufene Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU/CSU ist nach eigenen Angaben eine Initiative katholischer Christen in den Unionsparteien ohne Vereinsstatus, die sich zusammengefunden haben, um ihre Interessen innerhalb der Unionsparteien zu artikulieren. Sie verstehen sich als "Brücke zwischen Partei und Kirche", Grundlage ihrer Arbeit ist das christliche Menschenbild. Das "C" in der Partei sei zu wichtig, um es tagespolitischen Notwendigkeiten zu opfern, heißt es. Zudem wolle der "längst überfällige" neue Arbeitskreis katholische Mitglieder für die aktive Mitarbeit in der Union werben und zusätzliche Wählerschichten erschließen.

Zu den Mitbegründern gehören neben dem Publizisten Lohmann ("Das Kreuz mit dem C - Wie christlich ist die Union?") unter anderem der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis, die CDU-Politikerin und Bundesvorsitzende der "Christdemokraten für das Leben" (CDL), Mechthild Löhr, der Landtagsabgeordnete und ehemalige bayerische Minister Thomas Goppel (CSU) sowie der Benediktinerabt Notker Wolf und der Dominikanerpater Wolfgang Ockenfels, der kürzlich das Buch "Das hohe C: Wohin steuert die CDU?" veröffentlichte.

Lebensrecht, Finanzmärkte, Pornographie

Ockenfels hat auch eine auf die Politik gemünzte Interpretation der Zehn Gebote verfasst, die der AEK zur Lektüre empfiehlt. Die Zehn Gebote seien "Gebote, keine unverbindlichen Vorschläge", schreibt der AEK dazu auf seiner Internetseite. Sie zu achten, sei "notwendige Voraussetzung eines gelingenden Lebens".  

In Ockenfels' Auslegung sind einerseits katholische Positionen zu bestimmten ethischen Themen angedeutet. So bezieht er sich etwa auf die Themen Schwangerschaftsabbruch und Sterbehilfe, wenn er in der Auslegung von "Du sollst nicht töten" schreibt: "Achte das Recht des Menschen auf Leben von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende." Und zu den Geboten neun und zehn wird gefordert, "allzu gewagte und kurzfristige Spekulationen" rechtlich zu unterbinden sowie die öffentliche Schamlosigkeit einzuschränken und dem Zugang zur Pornographie Grenzen zu setzen.

Aber auch zur Art und Weise, wie Politik gemacht wird, leitet Ockenfels Regeln aus den Geboten ab. So heißt es in seiner Interpretation des ersten Gebots ("Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben"): "Folge mehr deinem Gewissen als den Machtinteressen deiner Partei." Und zum Verbot falscher Aussagen gegen die Mitmenschen schreibt der Dominikaner: "Unterlasse wahrheitswidrige und rufschädigende Aussagen über deine Konkurrenten. Und verspreche nicht mehr, als du halten kannst."

Keine Konkurrenz zum EAK

Nach AEK-Angaben will man keine Konkurrenz zum Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU (EAK) bilden, den es seit 1952 gibt und der nach eigenen Angaben rund 200.000 Mitglieder hat - allerdings gehört dem EAK auch jedes evangelische Mitglied einer Unionspartei automatisch an.

Zuvor hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner die Hoffnung geäußert, dass es durch den katholischen Arbeitskreis "zu einer deutlicheren Profilierung der christlichen Werte in den C-Parteien kommt und zur Bündelung ihrer Kräfte, etwa in der Familienpolitik, beim Lebensschutz und in der Bioethik". Das Ziel müsse sein, die Grundsätze auch über CDU und CSU hinaus verstärkt in die aktive Politik einzubringen.

"Wie wichtig eine klare, christliche Akzentuierung von CDU und CSU ist, das hat die jüngste Entscheidung des europäischen Menschenrechts-Gerichtshofs gegen die Kruzifixe in Schulen gezeigt", erklärte Meisner in Köln.

Weiterführende Informationen: www.aek-online.de, www.eak-cducsu.de

epd/ups