Käßmann mahnt Moskauer Patriarchat zu Respekt
Zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bleiben nach der Wahl von Margot Käßmann zur EKD-Ratsvorsitzenden weiterhin Differenzen. Moskau lehnt Frauen in kirchlichen Führungsämtern ab und verweist zudem auf Käßmanns Scheidung. Diese spielt den Ball nun zurück.

Auch nach Signalen des Einlenkens aus Moskau blieben grundsätzliche Unterschiede im Amts- und Kirchenverständnis bestehen, sagte Käßmann am Dienstag in einem Gespräch des Evangelischen Pressedienstes (epd). Wesentlicher Streitpunkt seien das Kirchen- sowie das Amtsverständnis, unterstrich die hannoversche Landesbischöfin. "Ich bin der Überzeugung, dass es zum Wesen der Ökumene gehört, Differenzen in gegenseitigem Respekt zu akzeptieren."

Das Außenamt des Moskauer Patriarchats hatte vor kurzem angekündigt, wegen der Wahl Käßmanns die Kontakte zur EKD auszusetzen. Nach Kritik aus der EKD, die diesen Schritt "unangemessen" nannte, hatte der in Düsseldorf residierende russische Erzbischof Longin versichert, seine Kirche wolle weiter den Dialog mit der evangelischen Kirche. Ein Patriarchatssprecher sagte, ein Neustart der Beziehungen sei nötig. Der Dialog zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der EKD war vor genau 50 Jahren aufgenommen worden.

"Frauen in Leitungsfunktionen biblisch begründet"

Zum gegenseitigen Respekt gehöre auch die Anerkennung, dass in den Kirchen der Reformation Frauen und Laien kirchenleitende Positionen einnehmen, erklärte Käßmann: "Insofern kann es zur EKD keine offiziellen Kontakte an der Ratsvorsitzenden vorbei geben." Dies habe sie dem Moskauer Patriarchat durch ein gemeinsames Schreiben mit EKD-Auslandsbischof Martin Schindehütte deutlich gemacht. Für die EKD gebe es zum einen biblische Gründe für die Akzeptanz von Frauen in führenden kirchlichen Ämtern: "Frauen waren die ersten, die die Lehre Jesu verkündigt haben." Zum anderen gebe es theologische Gründe durch die Grundüberzeugung vom Priestertum aller Getauften.

Käßmann wies Medienspekulationen zurück, nach denen ihre Ehescheidung dazu beigetragen habe, dass das Patriarchat in Moskau die Beziehungen zur EKD aussetzen wollte. "Das kann ein Grund nicht sein, da meines Wissens ein früherer Patriarch selbst geschieden war", sagte die Theologin, die sich 2007 von ihrem Mann getrennt hat. Die hannoversche Landesbischöfin war im Oktober von der EKD-Synode in Ulm zur Nachfolgerin des Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber gewählt worden. Der vor einem Jahr verstorbene Patriarch Alexij II. war nach Medienberichten vor seiner Priesterweihe 1950 für kurze Zeit verheiratet.

epd