"Frauen sind mir lieber als kleine Männer"
Frauen erobern immer mehr Führungspositionen. Wie ein "ganzer Kerl" wie der Schauspieler Ralf Möller damit umgeht, verrät er im Interview mit evangelisch.de.
23.11.2009
Von Anja Wollschläger

evangelisch.de: Früher waren Machtpositionen eindeutig von Männern besetzt. Heute sind auch viele Frauen in Führungspositionen. Deutschland hat eine Bundeskanzlerin. Mit Margot Käßmann steht nun auch eine Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland. Wie fühlt sich da ein harter Mann wie Sie? 

Ralf Möller: Also, ich finde es ganz hervorragend, dass Frauen es geschafft haben, sich zu etablieren. Ich habe auch Angela Merkel unterstützt. Es ist nicht nur hier in Deutschland, auch in Hollywood ist das so. Von den acht großen Film-Studios werden vier von Frauen geführt. Ich selbst arbeite auch sehr gerne mit Frauen zusammen.

evangelisch.de: Mit einer Frau als Chef haben Sie kein Problem?

Möller: Ich habe einige Studio-Leiterinnen erlebt und es ist immer ein offener Dialog. Ehrlich gesagt ist mir eine Frau auch lieber als ein kleiner Mann. Ich bin 1,96 Meter groß und dann haben kleinere Männer manchmal Komplexe. Die wollen dann immer wieder zeigen, wie toll sie sind, dass alles können usw..

evangelisch.de: Manche Pädagogen bemängeln inzwischen, Jungen fehlten die männlichen Rollenvorbilder. Wie sehen Sie das?

Möller: Ich denke es gibt genug Rollenvorbilder. Wir haben ja noch genügend Männer etwa in der Politik, im Sport und im Film. Es ist ja nicht so, dass der Mann ganz eliminiert ist. Es sind halt nur Frauen heute auch in Positionen, die früher von Männern besetzt wurden, aber das ist gut so.

evangelisch.de: Brauchen wir nicht auch in den Schulen und Kindergärten mehr Männer, mehr Grundschullehrer und Erzieher, die Vorbild für Jungen sind?

Möller: Ja, diese Berufe muss man auch attraktiv machen. Da muss man mehr aufklären. Auf jeden Fall brauchen die Jungs da auch Männer, aber die gibt es ja auch. Ich habe nicht den Eindruck, dass es in der Welt der Jungs von heute keine Männer mehr gibt. Dass es mehr Lehrerinnen gibt als Lehrer war auch schon zu meiner Zeit so. Es gibt schon noch genug männliche Vorbilder. Der Mann muss halt ein bisschen zeigen, dass er Mann ist.

evangelisch.de: Und wie?

Möller: Na ja, zum Beispiel, indem er auch wieder Gentleman ist und der Frau auch mal die Tür aufhält.

evangelisch.de: Haben Sie auch den Eindruck, dass Jungen heute stärker unter Druck stehen als früher?

Möller: Die Jungs von heute sind natürlich unter Druck. Aber allgemein wird heute von Schülern und Schülerinnen sehr viel verlangt. Wenn die Jungen dann noch sehen, wie stark viele Frauen sind, ist für sie vielleicht nicht ganz so einfach.

evangelisch.de: Nicht alle Jungen können Fußballer oder Schauspieler werden. Glauben Sie, man kann Jungen auch verantwortungsvolle, soziale Berufe wie Altenpfleger schmackhaft machen?

Möller: Wenn es ihnen richtig erklärt wird, auf jeden Fall. Jungen können ja durchaus Verantwortung tragen. Das muss man übrigens in jedem Beruf, nicht nur in sozialen Berufen.
 


Der Schauspieler Ralf Möller (50) engagiert sich für Schüler in Brennpunkten. Der Body-Building-Weltmeister von 1986 stammt aus Recklinghausen und wohnt heute in Los Angeles. Bekannt wurde er unter anderem durch seine Rolle als Hagen im Film "Gladiator". 2008 spielte er in der Computerspiel-Verfilmung "Far Cry" mit.