Mit einem Militärmanöver haben die iranischen Revolutionsgarden Israel demonstrativ vor einem Luftschlag gegen die Atomanlagen der Islamischen Republik gewarnt. Im Fall eines Angriffs werde der Iran Mittelstreckenraketen auf Tel Aviv abfeuern, erklärte der Repräsentant des Obersten Führers Ajatollah Ali Chamenei in den Revolutionsgarden, Mojtaba Zolnoor. Hauptziel des seit Sonntag laufenden fünftägigen Manövers ist es, die Fähigkeiten der Luftwaffe zu testen, die in Teheran sowie in Zentral- und Südiran liegenden Atomanlagen gegen einen Angriff zu verteidigen, wie der Nachrichtenkanal Khabar berichtete.
Im Atomstreit hat Israel mehrfach gedroht, iranische Atomanlagen anzugreifen. Für deren Verteidigung sind die paramilitärischen Revolutionsgarden zuständig. Die mehr als 125.000 Gardisten bilden neben der regulären Armee die zweite Säule der iranischen Streitkräfte.
Festgefahrene Verhandlungen auf internationalem Parkett
Momentan sind die internationalen Verhandlungen über die umstrittene Urananreicherung des Landes festgefahren, der Konflikt droht zu eskalieren. Die Vetomächte im UN-Sicherheitsrat und Deutschland beraten zurzeit, wie sie weiter vorgehen wollen, wenn Teheran nicht bald einlenkt. Laut US-Präsident Barack Obama wird dabei über weitere mögliche Maßnahmen gegen den Iran diskutiert. Anfang des Jahres hatte Obama eine Lösung bis Dezember gefordert.
Als Kompromiss hatte der Westen zuletzt vorgeschlagen, das meiste des niedrig angereicherten iranischen Urans im Ausland weiter aufzuarbeiten und das hochangereicherte Nuklearmaterial, das der Iran dringend für seinen medizinischen Forschungsreaktor in Teheran benötigt, zurückzubringen. Das lehnt die Führung in Teheran ab. Sie will das angereicherte Uran nicht aus der Hand geben. Die Internationale Staatengemeinschaft verdächtigt den Iran, die Atombombe bauen zu wollen. Das bestreitet Teheran vehement.
Irans Botschafter bei der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) in Wien, Ali Asghar Soltanieh, warb derweil im Gespräch mit dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" um Verständnis für die Haltung seines Landes im Atomkonflikt. Teheran sei weiter zu Gesprächen bereit. "Wir benötigen dringend Nachschub für den Reaktor, 200 Krankenhäuser sind davon abhängig." Aber sein Land brauche "Garantien, dass wir für unser Uran auch den Brennstoff bekommen".