Das tut man nicht! Oder vielleicht doch?
Der Toilettenfrau einfach kein Geld geben, den Chef als Freund auf Facebook ablehnen, gegen den Willen der dementen Mutter verstoßen: Ist das in Ordnung? Ein neues Portal widmet sich Fragen wie diesen und versucht, Antworten zu geben.

Der Toilettenfrau einfach kein Geld geben, den Chef als Freund auf Facebook ablehnen, gegen den Willen der dementen Mutter verstoßen: So etwas tut man nicht. Oder vielleicht doch? Manche Fragen scheinen banal, bei ist längst nicht klar, ob ein Verhalten, das juristisch in Ordnung ist, auch moralischen oder ethischen Ansprüchen genügt. Diesen und vielen anderen Fragen widmet sich seit Oktober das Internetportal www.das-tut-man-nicht.de.

User können den beiden Gründerinnen und Gestalterinnen des Portals, Margret Heckel und Ursula Weidenfels, Fragen einreichen, bei denen es mindestens zweischneidig ist, wie man sich verhält. Heckel und Weidenfeld leiten die Fragen an Menschen mit Lebenserfahrung, Spezialisten, Politiker oder Ethikexperten weiter, die die jeweilige Frage beantworten. Die User wiederum haben die Möglichkeit die Antwort zu kommentieren und abzustimmen, wie sie sich in der Situation verhalten hätte.

Als gedanklicher Ideengeber für das Portal stand kein geringerer als Bundespräsident Horst Köhler Pate. In seiner sogenannten Berliner Rede im März 2009, die das Thema Finanzkrise zum Inhalt hatte, sagte Köhler in einer Passage: "So etwas tut man nicht." Dieser Satz stand am Anfang des Projektes. Die beiden Journalistinnen fragten sich, wem Autorität und Mut gleichermaßen gegeben seien, öffentlich kundzutun, was man darf oder auch nicht. Da es die eine Autorität nicht gibt, werden die Fragen eben an viele verteilt. Heckel und Weidenfels haben ein Netzwerk von Experten aufgebaut, dem sie die Fragen zuleiten. Dabei sollen keine Dauerexperten aufgebaut werden, bei jeder Frage überlegen sich die beiden genau, wer eine Antwort geben könnte. Zu den prominenten Rat-Gebern gehören beispielsweise der neue Innenminister Thomas de Maiziére, Alice Schwarzer oder auch Ex-Justizministerin Brigitte Zypries. Der User wird informiert, wenn seine Frage eingegangen ist und gleichfalls, wenn sie online gestellt wird.

Möglichst jede eingereichte Frage wollen die beiden Journalistinnen beantworten lassen, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Angelegt ist das Projekt auf zwei bis drei Jahre, dann soll es in eine Buchveröffentlichung münden. Derzeit freuen sich die Gründerinnen jedenfalls schon über steigende Nutzerzahlen. Evangelisch.de wird künftig mit dem Portal kooperieren und ausgewählte Fragen samt Antworten zur Diskussion stellen.

Ach ja, der Toilettenfrau kein Geld zu geben, ist übrigens nicht in Ordnung. Zumindest dann nicht, wenn sie das Trinkgeld wirklich behalten darf. Das findet Klaus Wiesehügel, Chef der Gewerkschaft IG BAU. Denn gerade die Toilettenfrauen seien häufig auf jeden Cent angewiesen.

fra