Zum zehnten Mal ist am Mittwoch in Bonn der ökumenische Predigtpreis des Verlags für die Deutsche Wirtschaft verliehen worden. Der hannoversche Altbischof Horst Hirschler erhielt die Auszeichnung für sein Lebenswerk. Der 76-Jährige zähle zu den profiliertesten evangelischen Predigern und genieße auch in anderen Kirchen hohe Anerkennung, hieß es zur Begründung. Die beste Predigt hielt nach dem Urteil der Jury Pastorin Kathrin Oxen aus dem mecklenburgischen Bützow. Die Auszeichnung in der Kategorie "Beste Predigt in Fernsehen, Rundfunk und Internet" erhielten der Ruhestandspfarrer Wolfgang Herrmann aus Geilnau an der Lahn und Pfarrer Fritz Penserot aus Schloss Burg an der Mosel.
Hirschler leitete von 1988 bis 1999 die größte evangelische Landeskirche mit rund drei Millionen Mitgliedern. Er war zudem leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands und Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der hannoverschen Landeskirche war Hirschler Vorgänger von Landesbischöfin Margot Käßmann, der heutigen EKD-Ratsvorsitzenden. Von 1990 an war er außerdem sieben Jahre lang einer der Vizepräsidenten des Lutherischen Weltbundes.
Ansprache über das Mirjamlied
Die evangelisch-reformierte Pastorin Oxen wurde für eine Predigt über das älteste Lied der Bibel, das sogenannte Mirjamlied (2. Mose 15,20f) ausgezeichnet. Sie schaffe es meisterhaft, "durch sorgfältige Sprachwahl vom Damals zu reden und dadurch das Heute zum Klingen zu bringen", hieß es in der Laudatio. Herrmann erhielt den Preis für eine evangelische Morgenfeier im Hessischen Rundfunk, in der er sich mit Joseph Haydn befasste. Co-Preisträger Penserot interpretierte in einer Kurzandacht für Radio Rheinland-Pfalz (RPR1) das Vaterunser.
Der undotierte, aus einer Bibel und einer Bronzeplakette bestehende Predigtpreis soll die christliche Redekunst fördern und den Dialog zwischen Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft beleben. Der Preis sei seit seiner erstmaligen Verleihung im Jahr 2000 zu einem anerkannten Maßstab für die Qualität christlicher Rede geworden, erklärte der Bonner evangelische Theologie-Professor Reinhard Schmidt-Rost.
Mehr öffentliche Aufmerksamkeit
Der Publizistikreferent der EKD und Juryvorsitzende Udo Hahn lobte, durch den Predigtpreis, der traditionell am Buß- und Bettag in der Bonner Schlosskirche vergeben wird, sei dem Predigen in der Öffentlichkeit wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil geworden. Zu den Preisträgern der vergangenen Jahre zählen die heutige EKD-Ratsvorsitzende Käßmann, der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch (1925-2005), der Rhetorikprofessor Walter Jens, die Ordensschwester Isa Vermehren (1918-2009), der evangelische Theologe Jörg Zink und der Schweizer Pfarrer Kurt Marti.
Die preisgekrönten Predigten in Schrift und Ton finden Sie hier.