Kompetenzvermittlung sei wichtiger als zu früh vermitteltes Spezialwissen. Zudem müsse der Uni-Wechsel erleichtert werden. "Wir brauchen wieder mehr Mobilität", sagte Stratmann. "Und wir müssen die Prüfungsdichte verringern. Auch das beklagen die Studierenden zurecht." Künftig sollten mehr achtsemestrige Bachelor- Studiengänge angeboten werden.
[linkbox:nid=6906,6901,6877,6844,6682;title=Mehr zu den Studentenprotesten]
Seit Tagen demonstrieren in zahlreichen deutschen Städten Schüler und Studenten für bessere Lernbedingungen. Allein am Dienstag zählten die Organisatoren rund 85.000 Teilnehmer. Schwerpunkte waren München, Berlin, Freiburg und Köln. Neben den Demonstrationen werden vielerorts Hörsäle in den Universitäten besetzt. Die Proteste gehen am Mittwoch weiter. Am 30. November soll nach Angaben der Veranstalter eine bundesweite Aktionswoche starten.
Bafög soll überraschend erhöht werden
Der Protest der Studenten richtet sich vor allem gegen die Stofffülle und gegen die Studienbedingungen in den neuen Bachelor- Studiengängen. Viele Hochschulen hätten es versäumt, die Studieninhalte den erheblich verkürzten Studienzeiten anzupassen. Auch lasse die straffe Organisation des Studiums keinen Freiraum, um noch nebenbei Geld für Studiengebühren zu verdienen.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) räumte im Deutschlandfunk "handwerkliche Fehler" bei der Einführung der neuen Studiengänge ein. Bund und Länder würden gemeinsam für Verbesserungen sorgen, versprach sie. Überraschend lenkte Schavan bei der Ausbildungsförderung ein und sprach sich für eine Erhöhung aus. "Ich halte eine BAföG-Erhöhung für richtig und werde sie den Ländern und dem Bundeskabinett vorschlagen", sagte sie der "Berliner Zeitung". Vor zwei Wochen erst hatte Schavan eine BAföG-Erhöhung für die nächste Zeit ausgeschlossen.
Aus der Wirtschaft erhalten die protestierenden Studenten Unterstützung. Überfrachtete Lehrpläne, fehlender Praxisbezug und Mobilitätshemmnisse prägten noch zu häufig die Studienrealität, sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises Hochschule und Wirtschaft von Arbeitgeberverbänden (BDA), Industrie (BDI) und Hochschulen (HRK), Thomas Sattelberger, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch). "Ich begrüße es, wenn die Studierenden Missstände benennen und konstruktiv an einer Verbesserung der Studiengänge mitwirken." Die gute Akzeptanz des Bachelor-Abschlusses auf dem Arbeitsmarkt zeige, dass die Wirtschaft ihre Zusagen an die Studierenden einhalte.