Keine konkreten Ziele im Kampf gegen den Hunger
Die Staatengemeinschaft will mehr gegen den Hunger in der Welt unternehmen. Auf konkrete Ziele konnten sich Staats- und Regierungschefs aber beim Welternährungsgipfel in Rom allerdings nicht einigen. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ist dennoch zufrieden.

Die Staatengemeinschaft hat sich beim Welternährungsgipfel in Rom auf stärkere Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers geeinigt. Die Zahl von mehr als einer Milliarde Unterernährten sei inakzeptabel, erklärten die Gipfelteilnehmer am Montag. Es bedürfe rascher Schritte, um das Recht auf Nahrung umzusetzen. Auf konkrete Ziele legten sich die Unterzeichner jedoch nicht fest. Bundeslandwirtschaftsminsterin Ilse Aigner (CSU) bezeichnete den Gipfel als Erfolg.

In fünf sogenannten Rom-Prinzipien für nachhaltige Ernährungssicherheit verpflichteten sich die Mitglieder der UN-Ernährungsorganisation FAO auf höhere Investitionen in die landwirtschaftliche Entwicklung armer Länder. Eine Förderung von Kleinbauern sei notwendig, damit sie ihre Produktivität erhöhen könnten. Sie müssten dafür Zugang zu Technologie und Kapital erhalten.

Die Staaten verpflichten sich, Gelder für Entwicklungshilfe stärker in länderspezifische Projekte zu investieren. Die Bekämpfung des Hungers soll über Nothilfen sowie mittel- und langfristigen Programmen erfolgen.

Papst wendet sich gegen Überfluss und Verschwendung

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, eine ausreichende Versorgung mit Nahrung sei die Grundlage für ein würdiges Leben. Mangelnde Ernährungssicherheit habe während der jüngsten Lebensmittelkrise im vergangenen Jahr Ausschreitungen in rund 20 Ländern ausgelöst. "Wenn wir nicht sofort handeln, werden wir solche Krisen immer wieder erleben", warnte Ban. Die internationale Gemeinschaft müsse bis 2020 die Lebensmittelproduktion um siebzig Prozent erhöhen, um die steigende Weltbevölkerung unter gewandelten Klimabedingungen zu versorgen.

Papst Benedikt XVI. prangerte auf dem Gipfel die "verwerfliche Zerstörung von Lebensmitteln aus Profitgründen" an. Die Börsenspekulation habe "sogar den Getreidemarkt erreicht, so dass Nahrung allen anderen Waren gleichgesetzt wird". Das Kirchenoberhaupt trat der verbreiteten Auffassung entgegen, die steigende Zahl der Hungernden liege an der wachsenden Weltbevölkerung. "Wir können nicht weiter Überfluss und Verschwendung akzeptieren, während das Drama des Hungers immer größere Dimensionen annimmt", so Benedikt.

FAO-Generaldirektor Jacques Diouf forderte die G-8-Staaten auf, ihre beim Gipfel von L'Aquila im Juni gemachten Zusagen einzuhalten. Die dabei angekündigten 20 Milliarden Dollar für die kommenden drei Jahre müssten konkretisiert werden. "Alle fünf Minuten stirbt ein Kind an Hunger", mahnte der FAO-Generaldirektor. Zur Bekämpfung des Hungers sei die im Vergleich zu den Ausgaben von Industrieländern für Agrarsubventionen geringe Summe von 44 Milliarden Dollar pro Jahr nötig.

Kritik von den Grünen

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bezeichnete den Gipfel als großen Erfolg, da alle Teilnehmer erstmals ausdrücklich das Recht auf Nahrung bestätigt hätten. "Das nimmt die Regierungen in die Pflicht." Das Recht auf Nahrung bedeutet Aigner zufolge auch, dass die Regierungen von Entwicklungsländern Verantwortung für Ernährungssicherheit übernehmen müssen.

Der Grünen-Politiker Thilo Hoppe kritisierte die Erklärung als zu unverbindlich. "So eine Erklärung ist nur dann wertvoll, wenn man Zahlen hat und Richtwerte", betonte der stellvertretende Vorsitzende des Entwicklungsausschusses im Bundestag. Es handle sich um eine "weich gespülte Erklärung, die um des lieben Friedens willen zu schnell" gegeben wurde, "statt konstruktiv zu streiten". Kritische Punkte wie Landraub und Agrarsubventionen seien ausgeklammert worden.

Der libysche Staatschef Muammar el Gaddafi beklagte als Präsident der Afrikanischen Union (AU) die Abwesenheit von Staats- und Regierungschefs aus westlichen Industriestaaten bei dem Gipfel. Er verurteilte zudem ein Monopol "teuflischer" Unternehmen bei Herstellung und Verkauf von Saatgut. Brasiliens Präsident Inácio Lula da Silva verurteilte die Subventionen für Landwirtschaft in Industriestaaten. Diese müssten zudem Zusagen einhalten und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit erhöhen.

epd