Zahl der Menschen, die an Hunger leiden: 1.000.000.000
Immer mehr Menschen hungern. Ihre Zahl ist erstmals auf eine Milliarde gestiegen. Vor der am Montag beginnenden Welternährungskonferenz in Rom beklagen Fachleute, es fehle der "politische Wille" zur Hungerbekämpfung - die Weltbevölkerung könne durchaus ernährt werden. An dem dreitägigen Gipfel nehmen Vertreter von 190 Staaten teil.
16.11.2009
Von Bernd Buchner

Die Zahl der hungernden Menschen ist erstmals auf über eine Milliarde gestiegen. Damit leidet weltweit jeder siebte Mensch an Unterernährung - alle drei Sekunden verhungert ein Kind. Mit diesen erschreckenden Zahlen haben sich die Vertreter von 190 Staaten auseinanderzusetzen, die sich am Montag zum Welternährungsgipfel in Rom versammeln. Drei Tage lang wollen sie Weichen für eine wirksame Bekämpfung des Hungers in der Welt stellen. Zum Auftakt spricht Papst Benedikt XVI. zu den Delegierten.

Die Konferenz will noch am Auftakttag eine Erklärung verabschieden, in der zu mehr Investitionen in die Landwirtschaft der Entwicklungsländer aufgerufen wird. Millionen von Kleinbauern sollen durch finanzielle Hilfen wieder eine Überlebensperspektive erhalten. Vom Millenniumsziel, die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren, hat sich die Weltgemeinschaft allerdings bereits verabschiedet. Entsprechend wütend ist der Chef der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Jacques Diouf. Am Samstag trat der 71-jährige Senegalese in einen 24-stündigen Hungerstreik.

Politischer Wille fehlt, nicht die Ressourcen

Vor Beginn des Gipfels mahnte die evangelische Hilfsorganisation "Brot für die Welt" neue Wege bei der Bekämpfung des Hungers an. Hunger sei kein Problem fehlender Ressourcen, im Moment könne die Weltbevölkerung durchaus ernährt werden, sagte Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel im MDR-Hörfunk. Es sei aber "politischer Wille" notwendig, die Weichen so zu stellen, dass es nicht zu einem Jahrhunderthunger komme. Angebracht seien vor allem spezielle Programme für Kleinbauern und andere an den Rand gedrängten Gruppen. Dabei gehe es um die Verbesserung der Infrastruktur oder den Zugang zu Märkten. Außerdem bräuchten kleine Bauern mehr Beratung von Experten.

Füllkrug-Weitzel warnte davor, weiterhin Geld für die Exportlandwirtschaft auszugeben. Dies habe den Hunger in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur verstärkt. Die Exportnahrungsmittel hätten der Überflussernährung in kaufstarken Ländern gedient und nicht den armen Ländern des Südens, so die Expertin. Falsch seien auch Finanzhilfen für Saatgut-, Pestizid- und Düngemittelhersteller. Deren landwirtschaftliche Methoden trügen nicht primär dazu bei, den Hunger zu bekämpfen.

Mugabe und Gaddafi nehmen teil

Mehr als 60 Staats- und Regierungschefs werden zu der Konferenz erwartet. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi nimmt als einziger Regierungschef der G8-Staaten teil. Deutschland wird durch Bundeslandwirtschaftsminsterin Ilse Aigner (CSU) vertreten. Dioufs Einladung folgen aber auch umstrittene Politiker wie Simbabwes Präsident Robert Mugabe und der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi.

mit Material von epd und dpa