Zum Volkstrauertag hat Bundespräsident Horst Köhler an die Millionen Kriegstoten erinnert und mehr Engagement für den Frieden gefordert. Wenn es überall auf der Welt mehr gegenseitiges Vertrauen und Engagement von Jung und Alt gebe, "dann hat die Menschheit die Chance, den Teufelskreis immer neuer Kriege und bewaffneter Konflikte endlich zu durchbrechen", sagte Köhler am Sonntag laut Redetext bei der zentralen Gedenkfeier im Bundestag. Die Bundeswehr gedachte am Volkstrauertag zum ersten Mal am neuen Ehrenmal im Berliner Bendlerblock ihrer mehr als 3100 Toten.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sagte, Soldaten hätten in Afghanistan und an anderen gefährlichen Orten ihr Leben für die zerbrechlichen Güter Sicherheit und Freiheit gegeben. Der CSU-Politiker kritisierte, viele in der Gesellschaft täten sich heute mit Begriffen wie Dienen und Pflichterfüllung schwer. "Auch Dankbarkeit ist eine bedenklich seltene Kategorie." Am neuen Ehrenmal auf dem Gelände des Ministeriums wird der Toten der Bundeswehr gedacht. Die Inschrift lautet: "Den Toten unserer Bundeswehr - Für Frieden, Recht und Freiheit". Guttenberg legte einen Kranz nieder und sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.
Seit 1955 starben mehr als 3.100 Angehörige der Bundeswehr im Dienst. In den vergangenen zwölf Monaten musste die Bundeswehr nach Angaben des Ministers 9 Opfer beklagen. Ihre Namen verlas Guttenberg. "Unsere Toten sind nicht anonym. Hinter jedem Namen verbirgt sich ein persönliches Schicksal."
Köhler lobte den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der in diesem Jahr 90 Jahre alt wird und den Volkstrauertag 1922 eingeführt hatte. Die Nazis widmeten den Tag zu einem «Heldengedenktag» um. Nach Gründung der Bundesrepublik findet der Volkstrauertag seit 1950 jeweils am Sonntag zwei Wochen vor dem Ersten Advent statt. Er mahnt zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Bundesweit gab es am Sonntag zahlreiche Gedenkveranstaltungen.
Der Volksbund betreut im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa zwei Millionen Kriegstoten auf über 827 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten. Köhler sagte: "Der Volksbund handelt für uns alle. Die sorgende Erinnerung geht unser ganzes Volk an und hilft ihm. Es sagt viel über uns aus, wie wir unsere Toten behandeln."
Erst vor wenigen Wochen habe der Volksbund in Kursk in Russland einen Soldatenfriedhof auf einem der größten Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges eingeweiht. An der Feier hätten viele Russen teilgenommen. Der Volksbund habe viel für die Aussöhnung zwischen Russen und Deutschen getan. "Er hat sich auch um Ruhestätten für viele Tote der Roten Armee gekümmert. Das alles hat die Völker auf einzigartige Weise nähergebracht", sagte das Staatsoberhaupt.