"You'll never walk alone": Trauerandacht für Enke
"You'll never walk alone": Bei der Trauerandacht in Hannover zum Abschied von Robert Enke war Titel des bekannten Fußball-Fanlieds Motto der Predigt. Die DFB-Spitze und rund 800 weitere Menschen drängten sich in der Kirche, 3.000 mussten draußen warten.

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"Jetzt ist die Zeit der Trauer um einen Menschen, der Jugendlichen und Erwachsenen viel bedeutet hat", sagte Landesbischöfin Margot Käßmann bei der ökumenischen Andacht in der Marktkirche von Hannover. "You'll never walk alone": Zu Beginn ihrer Ansprache zitierte Käßmann den Text des Fansongs. Du wirst nie alleine unterwegs sein - das sei "die große Lebenszusage, die Gott uns gibt", sagte Käßmann. Nach dem tragischen Suizid des Fußballers und Familienvaters wünsche sie diese Erfahrung der Witwe sowie allen Angehörigen und Fans von Robert Enke.

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Der Tod Enkes zeige, wie zutiefst zerbrechlich und gefährdet das Leben sei, betonte die Bischöfin: "Hinter Glück, Erfolg und Beliebtheit können abgrundtiefe Einsamkeit und Verzweiflung liegen, die Menschen an ihre Grenzen führen." Es sei sehr traurig, dass Enke es nicht gewagt habe, über Depressionen und Krankheit zu sprechen. Er habe gefürchtet, dies könne als Schwäche angesehen werden oder die Adoption der Tochter gefährden.

"Würde nicht wollen, dass ihm jemand auf diesem Weg folgt"

Gleichzeitig warnte Käßmann, die seit kurzem auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland vorsteht, vor Nachahmung. Mit Blick darauf, dass Enke sich selbst getötet hat, sagte Käßmann, gewandt an alle Fans: "Robert Enke würde nicht wollen, dass ihm jemand auf diesem Weg folgt. Er hat das Leben geliebt." (Zum Weiterlesen: evangelisch.de dokumentiert die komplette Predigt von Margot Käßmann.)

Anschließend sprach der katholische Pfarrer Heinrich Plochg das Fürbitt-Gebet. Er zeigte Torwarthandschuhe, die Enke ihm nach einem Spiel geschenkt hatte. "Ich habe am Sonntag noch hinter dem Tor gesessen. Es ist ein großer Verlust nicht nur für die Familie."

Enkes Frau Teresa, die als Erste eine Kerze entzündete, kam in Begleitung von Enkes Eltern sowie Enke-Manager und Freund Jörg Neblung. Außerdem war bei der Trauerandacht die Führungsspitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dabei: DFB-Präsident Theo Zwanziger, Bundestrainer Joachim Löw mit seinen Assistenten Hans-Dieter Flick und Andreas Köpke, Teammanager Oliver Bierhoff sowie Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack erwiesen ihrem toten Freund und Mitspieler die Ehre.

Vor der Kirche standen noch mehr als 3.000 Menschen, sie hatten in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gotteshaus keinen Einlass mehr gefunden. Viele waren in Vereinskluft, mit 96-Trikots und Fanschals gekommen. Selbst aus Dortmund waren Fans spontan angereist.

10.000 bei Gedenkmarsch

Nach der Andacht fanden sich fast 10.000 Menschen zum Trauermarsch zusammen. Leise und in Gedanken bei Enke marschierten sie vom Kröpcke-Platz zum Nordeingang der AWD-Arena. An der Spitze trugen unter anderem 96-Manager Jörg Schmadtke, Trainer Andreas Bergmann und der frühere Nationalspieler Hans Siemensmeyer ein schwarzes Banner mit der Aufschrift "Ruhe in Frieden" sowie einem Konterfei von Enke. An der AWD-Arena lagen 18 Kondolenzbücher aus.

"An dieser großen Anteilnahme sieht man, was Robert Enke den Menschen bedeutet hat. Er hatte nicht nur in Niedersachsen eine große Bedeutung", sagte Karl Rothmund, Vize-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.

ups/epd/dpa