150 neue Tintenkleckse in Luthers Stube auf der Wartburg
Spektakuläre Kunstaktion auf der Wartburg: Zu Luthers Geburtstag haben Künstler da, wo er einst die Bibel übersetzte, seinen legendären Tintenfass-Wurf nachgestellt.

Bei der spektakulären Kunstaktion am 526. Geburtstag Martin Luthers (1483-1546) flogen 150 mit Tinte gefüllte Glaskugeln von Luthers Stehpult aus auf eigens angebrachten Büttenkarton an der Wand der historischen Lutherstube auf der Wartburg bei Eisenach. Beteiligt waren der Wuppertaler Ästhetik-Professor Bazon Brock und der Künstler Moritz Götze aus Halle/Saale.

Das Projekt sollte nach Brocks Worten "die historische Wahrheit mit dem populären Evidenzerleben in einer künstlerischen Aktion auf höherem Niveau" versöhnen. Zur Vermeidung von Beschädigungen war der authentische Raum, in dem Luther 1521/22 die Bibel übersetzte, mit Folien geschützt.

Wissenschaftlich nicht haltbar

Der Legende zufolge wurde Luther bei seiner Bibelübersetzung vom Teufel belästigt. Deshalb habe er mit einem Tintenfass nach dem Beelzebub geworfen und ihn damit verjagt.

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Als Zeichen von Luthers Gegenwehr galt über Jahrhunderte ein Tintenfleck an der Wand. Die weit verbreitete Interpretation ist jedoch nach übereinstimmender Expertenmeinung wissenschaftlich nicht haltbar. Als Ausgangspunkt für die Legende gilt vielmehr eine Notiz Luthers, in der er in übertragenem Sinn davon berichtet, dass er mit seiner Bibelübersetzung den Teufel mit Tinte vertrieben habe.

Brock will die Ergebnisse seiner Aktion am 24. November ab 21.30 Uhr in einer zwölfstündigen Veranstaltung in der Temporären Kunsthalle am Berliner Schlossplatz vorstellen. Von den 150 Tintenklecksarbeiten sollen 120 über den Kunsthandel vertrieben werden. Die übrigen 30 Arbeiten erhalte die Wartburg-Stiftung, hieß es weiter.

epd