Kirchen raten zu Hygiene beim Abendmahl
Angesichts der Schweinegrippe raten die Kirchen zu Vorsichtsmaßnahmen beim Abendmahl, insbesondere was die Hygiene betrifft. Jedoch muss niemand auf den Besuch des Gottesdienstes verzichten.

Die Gläubigen sollten auf die Hygiene achten, sagte Irene Mildenberger vom Liturgiewissenschaftlichen Institut der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Leipzig dem epd.

Es müsse darauf geachtet werden, dass die sogenannten Gemeinschaftskelche beim Abendmahl nach jeweils vier bis sechs Personen desinfiziert werden, sagte die Pfarrerin. Statt aus dem Kelch zu trinken, könne man sich auch auf das Eintauchen des Brotes beschränken. Die Theologin plädierte dafür, das Eintauchen nur als Ausnahme anzuwenden. Im Extremfall sei es auch möglich, wegen des H1N1-Virus beim Abendmahl ganz auf den Wein zu verzichten. Einige Gemeinden verwenden auch Einzelkelche.

Nur wegen der Schweinegrippe rate man niemandem vom Gottesdienstbesuch ab, sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Sozialministeriums, das auch für die gesundheitlichen Belange der Bevölkerung zuständig ist. "Wir raten allen, sich jetzt impfen zu lassen, besonders den Risikogruppen", sagte die Sprecherin.

Das Sozialministerium verwies zudem auf die vom Robert-Koch-Institut zusammengestellte Internetseite wirgegenviren.de über einfache Hygienemaßnahmen im Alltag. "Wenn jemand infiziert ist, wird er sowieso nicht unter die Leute gehen können, weil ihn die Schweinegrippe dazu zwingt, zu Hause zu bleiben", sagte die Sprecherin.

Auch ein Sprecher des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen rät zu sorgfältiger Hygiene im Alltag und hält die Meidung von Gottesdiensten und Freizeitaktivitäten für überzogen. Allerdings seien Menschen in Einzelfällen sogar Überträger des H1N1-Virus, ohne die entsprechenden Symptome zu zeigen, räumte er ein. Gerade deswegen seien Hygienemaßnahmen wie das genaue Händewaschen so wichtig.

"Wer weiß, dass er krank ist, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und ansonsten zuhause bleiben", riet der Sprecher. "Gerade hat wohl jeder Verständnis dafür, wenn man als Kirchenbesucher unsicher ist, ob man beim Friedensgruß seinem Banknachbarn die Hand geben soll oder nicht", sagte der Ministeriumssprecher. Stattdessen könne man sich ja auch einfach gegenseitig zunicken.

Zum traditionellen Umgang mit dem Weinkelch während des Abendmahls erklärte die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, die Austeilenden sollen ihn stets weiterdrehen. Nach jedem 5. Abendmahlsgast soll der Rand des Kelchs mit konzentriertem Alkohol gereinigt werden. Die Menge des Weines im Kelch wird jeweils so bemessen, dass er nur für eine Gruppe von etwa 10 Personen reicht. Vor dem erneuten Füllen wird der Kelch gut gereinigt.

epd