Im Rollstuhl und dennoch voll im Geschäft
Richman Sinyoro sprüht vor Tatendrang. Dabei haben es Behinderte im politischen und wirtschaftlichen Chaos seiner Heimat Simbabwe besonders schwer. Oft werden sie diskriminiert, und für viele Abergläubische hat Behinderung mit Hexerei zu tun. Doch der 43-Jährige im Rollstuhl, der mit Hilfe der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt" eine eigene Firma in dem afrikanischen Land gegründet hat, steckt nicht auf.
06.11.2009
Von Dieter Sell

Seine Frau Ntokozo Ngwenya mitgezählt, beschäftigt er schon drei Angestellte. "Und das Schulgeld für meine Kinder kann ich auch bezahlen", berichtet der fünffache Vater bei einem Besuch in Bremen. Als Dreijähriger war Sinyoro an Kinderlähmung erkrankt. Seither kann er nur noch den Oberkörper und die Arme richtig bewegen und einsetzen.

Kaum Hilfe von Regierungsseite

Es wird geschätzt, dass etwa zehn Prozent der rund 12,4 Millionen Menschen in Simbabwe behindert sind. Für sie gibt es unter dem autoritären Präsidenten Robert Mugabe von Regierungsseite kaum Hilfen.
Deshalb arbeitet "Brot für die Welt" seit mehr als 20 Jahren eng mit der nichtstaatlichen "Jairos Jiri Association" zusammen, die derzeit landesweit in Kliniken, Schulen und Zentren etwa 5.000 behinderte Menschen fördert.

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Auf seiner Deutschlandreise informiert Sinyoro über Kleinstkredite. Denn es war ein Mikro-Darlehen in Höhe von umgerechnet etwa 80 Euro, der ihm den Aufbau einer neuen Existenz ermöglichte. "Jairos Jiri hat mich ausgebildet und mir einen Job in einer Textilfirma vermittelt. Ich habe dort hart gearbeitet, aber immer zu wenig verdient. Meine Kinder konnten nicht zur Schule gehen", sagt er.

Sinyoro sitzt zwar immer noch im Rollstuhl, ist aber auch voll im Geschäft: In der Provinzhauptstadt Bulawayo gründete er einen Telefonladen: "Die Menschen haben keine eigenen Anschlüsse zu Hause und wollen trotzdem zu jeder Tageszeit telefonieren. Also muss ich für sie da sein." Den Call-Shop verband er mit einer Schneiderei und konnte den Kredit bald zurückzahlen. "Spitzenqualität in Schneiderei und Telefonie" schlug er draußen an.

Behinderten Menschen eine Chance geben

Mit dem zurückgezahlten Mikrokredit wurde der nächste Existenzgründer gefördert. Die Lage in Simbabwe ist weiter schwierig, die Regierung gespalten. Nachdem eine galoppierende Inflation den Wert des Simbabwe-Dollars auffraß, zeigen Stabilisierungsmaßnahmen erste Wirkung. Gezahlt wird nun mit US-Dollars, dem südafrikanischen Rand oder dem botsuanischen Pula. Die Regale vieler Geschäfte sind wieder voll, aber die Waren bleiben für viele Menschen unerschwinglich.

Trotzdem schmiedet Sinyoro Zukunftspläne. Eine weitere Telefonanlage und zwei Industrienähmaschinen stehen bereit. "Sobald Geld da ist, lege ich los", hat er sich vorgenommen und betont: "Ich will zeigen, dass es sich lohnt, behinderten Menschen eine Chance zu geben."

Internet: www.brot-fuer-die-welt.de

epd