US-Militärpsychiater läuft Amok: 12 Tote
Ein Militär-Psychiater hat am Donnerstag auf dem größten Militärstützpunkt der USA ein Blutbad angerichtet - möglicherweise, weil er über seinen bevorstehenden Einsatz im Irak aufgebracht war. Der Offizier tötete in Fort Hood (Texas) 12 Menschen und verletzte 31 weitere zum Teil schwer, bevor er selbst durch mehrere Schüsse gestoppt und festgenommen wurde.

Der Schütze hatte zuvor auf der Militärbasis selbst hauptsächlich Soldaten betreut, die nach Einsätzen im Irak und Afghanistan unter posttraumatischen Störungen litten. Er befand sich in der Nacht zum Freitag in "stabilem Zustand", wie der Kommandeur der Basis, Bob Cone, mitteilte.

Motiv zunächst unklar

Bis zu sieben Stunden nach dem Vorfall hatte es noch geheißen, der Täter sei bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben gekommen. Auch war zunächst vermutet worden, dass es mehr als einen Angreifer gab. Das stellte sich ebenfalls als falsch heraus. "Es gab nur einen Schützen", sagte Cone vor Journalisten, nachdem zuvor zwei weitere US-Soldaten als mögliche Komplizen festgehalten und dann wieder freigelassen worden waren.

Über das Motiv des Amoklaufs herrschte zunächst Unklarheit. Der Kommandeur selbst lehnte jegliche Angaben über den Amokläufer ab, den er lediglich als Major Nidal Malik Hasan identifizierte. Nach Medienberichten hatte der 39-jährige gebürtige Jordanier und Muslim für den 28. November den Marschbefehl für den Irak erhalten und sich entschieden dagegen gewehrt.

Cone zufolge gab es bis zum späten Donnerstagabend aber keine Hinweise auf eine terroristische Verbindung, auch wenn dies noch nicht ausgeschlossen werden könne. Hasan habe sich bis zum späten Donnerstagabend bei Vernehmungen nicht zu seiner Bluttat geäußert: "Er hat nichts gesagt", schilderte der General.

Obama ruft zum Gebet auf

US-Präsident Barack Obama sprach von einem "entsetzlichen Ausbruch der Gewalt" und rief zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf. Er stehe in Kontakt zum Pentagon, zur Bundespolizei FBI und dem Heimatschutzministerium, um die Sicherheit der US-Truppen in ihrem eigenen Land zu gewährleisten, sagte Obama. "Es ist schwierig genug, wenn wir diese mutigen Amerikaner in Kämpfen in Übersee verlieren. Es ist schrecklich, dass sie hier auf einer Basis in den Vereinigten Staaten unter Beschuss kommen."

Pentagonchef Robert Gates sagte: "Es gibt wenig, das wir zu diesem Zeitpunkt sagen können, um den Schmerz zu lindern oder die vielen Fragen zu beantworten, die dier Vorfall aufwirft. Aber ich kann versprechen, dass das Verteidigungsministerium alles in seiner Kraft Stehende tun wird, um der Fort-Hood-Gemeinde durch diese schwierigen Zeiten zu helfen."

Der mit einer Pistole und einer halbautomatischen Waffe ausgerüstete Major hatte nach bisherigen Ermittlungen um 13.30 Uhr Ortszeit das Feuer in einem Stützpunkt eröffnet, in dem Soldaten vor Auslandseinsätzen noch einmal auf ihre Gesundheit hin überprüft und behandelt werden. In dem selben Gebäudekomplex werden auch Heimkehrer von Auslandseinsätzen erfasst. Viele der in Fort Hood stationierten Soldaten waren im Irak und in Afghanistan oder werden dorthin geschickt.

Furcht vor Entsendung in den Irak

Der unverheiratete Hasan war nach Medienberichten erst seit Juli in Fort Hood stationiert und soll schon seit langem eine Entsendung in den Irak gefürchtet haben. Schon seit Jahren habe er immer wieder gesagt, dass ein Einsatz in der Region das Schlimmste sei, was er sich vorstellen könne, hieß es weiter. Seine Familie habe nicht gewusst, dass eine Stationierung im Irak bevorstand. Er selbst habe es vermutlich seit längerem gewusst, aber seinen Angehörigen nichts davon gesagt, hieß es. Experten im US-Fernsehen mutmaßten, dass sich innerer Aufruhr oder auch Furcht im Laufe der Zeit in ihm so aufgestaut haben könnten, dass sie sich am Ende in Gewalt entladen hätten. Berichtet wurde außerdem, dass Hasan sich immer wieder anti-muslimischen Bedrohungen ausgesetzt sah.

Wie General Cone bestätigte, war es eine zivile Polizistin, die als erste Schüsse auf den Amokläufer abgab, um ihn zu stoppen. Sie sei entgegen ersten Berichten nicht bei ihrem Einsatz ums Leben gekommen. Über die Toten und Verletzten sagte der Kommandeur lediglich, es seien hauptsächlich Militärangehörige.

Der gesamte Stützpunkt, nach US-Angaben mit 45 000 Soldaten der größte weltweit, wurde nach den ersten Schüssen sofort abgeriegelt. Sirenen heulten, und die Menschen auf der Basis wurden aufgefordert, nicht ins Freie zu gehen. 500 Militärpolizisten durchkämmten das Gebiet. Die Verletzten wurden zum Teil mit Hubschraubern in Krankenhäuser gebracht. Eine Klinik rief die Bevölkerung zu Blutspenden auf.

dpa