Bischöfin Käßmann warnt vor zu hohen Erwartungen
Margot Käßmann, die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), findet den Rummel um ihre Person "dramatisierend". Sie warnt vor zu hohen Erwartungen.

Dass eine Frau diese Leitungsfunktion übernommen hat, sei keine "Revolution", sagte die hannoversche Landesbischöfin am Dienstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Leipzig. Käßmann war in der vergangenen Woche als erste Frau an die Spitze des EKD-Leitungsgremiums gewählt worden. Die Entscheidung war auf großes Medienecho gestoßen und war in der Öffentlichkeit einhellig begrüßt worden.

Käßmann wehrte sich gegen die Betonung, dass mit ihr und der Synodenpräses Katrin Göring-Eckardt eine "weibliche Doppelspitze" die deutschen Protestanten anführe. "Es war auch nie von einer männlichen Doppelspitze die Rede, die lange Realität war", sagte die Bischöfin. Überhaupt finde sie den Trubel um ihre Person "dramatisierend". Käßmann bremste auch die öffentliche Erwartung, sie könne mit ihrer emotionalen Art mehr als andere neue Mitglieder für die evangelische Kirche gewinnen. Eine Person allein könne das nicht leisten, sagte sie: "Ich werde diese Erwartung nicht erfüllen."

Entspannte Ökumene

Die Ratschefin bekräftigte, dass der Reformprozess der evangelischen Kirche, Ökumene und sozialpolitische Fragen Schwerpunkte ihrer Arbeit sein werden. Das Verhältnis zur katholischen Kirche bezeichnete sie als "wesentlich entspannter, als es einige vermuten". Trotzdem müsse man weiter über Unterschiede in den Auffassungen reden. Bei der Diskussion über Trauung oder Segnung homosexueller Partnerschaften und über gleichgeschlechtliche Bindungen unter Pastoren warb Käßmann für "mehr Ruhe". Das Thema wecke schnell hohe Emotionen und müsse daher besonders sorgsam angegangen werden, empfahl die Bischöfin.

epd