Nur jeder fünfte Vater liest seinen Kindern Geschichten vor - das hatten schon Studien in früheren Jahren ergeben. Dabei halten rund 90 Prozent Vorlesen für wichtig. Nun wurde die Vorlese-Studie 2009 vorgestellt, die sich auf die Suche nach den Ursachen gemacht hat: Befragt wurden 500 Väter, die ihren Kindern nicht vorlesen, warum das so ist. Als Gründe gaben sie meist Zeitmangel an. Statt vorzulesen würden sie mit ihren Kindern lieber spielen oder Sport treiben. Fast die Hälfte der Befragten sagte, Mütter könnten viel besser vorlesen.
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Auffällig sei, dass jüngere Väter seltener vorlesen als ältere, sagte der Medienpädagoge Stefan Aufenanger von der Universität Mainz bei der Vorstellung der Studie in Hamburg. Vorlesen fördere aber die Sprachentwicklung, Bildung und Werteerziehung der Kinder. Gerade für Jungen als "Verlierer der Bildungsgesellschaft" sei das Vorlesen der Väter wichtig. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass es genüge, wenn ein Elternteil den Kindern vorliest - und das sei meist die Frau. Nur acht Prozent halten Vorlesen für unwichtig. "Die Väter machen es sich einfach bequem", bilanzierte Rainer Esser, Geschäftsführer der Wochenzeitung "Die Zeit", die Ergebnisse. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn AG hat die "Zeit" die Studie unterstützt.
Keine Geduld
Dass den Vätern die Zeit dazu fehle, wie 55 Prozent der Befragten angaben, hält "Zeit"-Geschäftsführer Rainer Esser für einen "Trugschluss" und betont: "Vorlesen ist ein vergleichsweise kleines zeitliches Investment mit hoher Rendite für die kindliche Entwicklung."
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Auch für Stefan Aufenanger, wissenschaftlicher Berater der Stiftung Lesen, liegt die Lösung des Problems woanders. "Laut Studie stehen Draußen-Spielen und Herumtoben oben auf der Aktions-Hitliste der Väter", erklärt er. Mit Vorlesen assoziierten sie nicht Action, sondern zu Bett gehen und Gute-Nacht-Geschichten. Dazu passt, dass fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Väter angab, sie hätten keine Geduld und fänden Vorlesen "langweilig" (35 Prozent).
Wenn man aber fragt, was diese Väter gerne vorlesen würden, dann stehen besonders lustige Geschichten (93 Prozent), Sachgeschichten mit praktischem Nutzen (79 Prozent) und Spannendes (70 Prozent) hoch im Kurs. 64 Prozent nennen hier Bücher, die sie aus der eigenen Kindheit kennen, Märchen nur 21 Prozent.
Vorlesetag am 13. November
Die "Stiftung Lesen" veranstaltet am 13. November wieder einen bundesweiten Vorlesetag. Rund 8.000 Vorleser sind daran beteiligt, darunter auch Prominente wie Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (beide CDU), "Tatort"-Kommissar Dominic Raacke, Ex-Fußballer Marco Bode und Liedermacher Rolf Zuckowski. Bei dieser Prominenten-Aktion sind die Beteiligten nach Angaben der Stiftung zur Hälfte Männer.
Internet: www.stiftunglesen.de