"USA müssen eigenen Beitrag zu Klimaschutz leisten"
Die USA sind nach Ansicht der Umweltorganisation Greenpeace das "Hauptproblem" bei den gegenwärtigen Verhandlungen um ein neues internationales Klimaschutzabkommen. Am Montag beginnt in Barcelona die letzte UN-Verhandlungsrunde vor dem Weltklimagipfel im Dezember.

Die internationale Umweltorganisation Greenpeace hat die USA aufgerufen, einen klaren eigenen Beitrag bei den stockenden internationalen Klimaschutzverhandlungen einzubringen. "Die USA sind das Hauptproblem", sagte Greenpeace- Koordinator Martin Kaiser am Montag in Barcelona zum Auftakt der letzten UN-Verhandlungsrunde vor dem Weltklimagipfel in Kopenhagen. "Die Amerikaner haben noch immer keine ausreichenden Ziele zur CO2-Reduktion beschlossen, und sie haben den Entwicklungsländern keinerlei konkrete Zusage zur Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen gegeben."

In Barcelona kommen am Montag Vertreter aus rund 190 Ländern zu einem letzten Vorbereitungstreffen für Kopenhagen zusammen. Ziel der fünftägigen Gespräche ist eine Annäherung in den festgefahrenen Verhandlungen über ein neues internationales Klimaschutzabkommen. Der Nachfolgevertrag für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll sollte ursprünglich auf dem Gipfel vom 7. bis 18. Dezember in Kopenhagen verabschiedet werden. Inzwischen gehen die UN davon aus, dass eine Einigung in den Details erst 2010 möglich sein wird. Hauptstreitpunkte sind die Ziele der Industrieländer zur Senkung des CO2-Ausstoßes, der Beitrag großer Schwellenländer sowie finanzielle Hilfen für Entwicklungsländer.

Deutliche Worte von Merkel gefordert

Ein neuer und guter Klimavertrag sei immer noch möglich, sagte Kaiser. "Vor allem von US-Präsident Barack Obama hängt es nun ab, ob das anvisierte Klimaabkommen von Kopenhagen scheitert." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) müsse deshalb bei ihrem USA-Besuch deutliche Worte finden. "Sie muss der US-Regierung klar machen, dass es angesichts der weltweiten Klimakrise keine Sonderbehandlung mehr für die USA geben kann." Die Kanzlerin reist am Montag zu einem Kurzbesuch in die Vereinigten Staaten. Höhepunkt ist am Dienstag ein Auftritt vor beiden Häusern des US-Kongresses.

Merkel müsse in Washington beweisen, dass sie tatsächlich wieder eine internationale Rolle im Klimaschutz übernehmen wolle, so der Greenpeace-Experte. "Die Kanzlerin muss die USA überzeugen, dass die Klimakrise nur durch verbindliche internationale Ziele und Regeln lösbar ist." Die USA hatten das Kyoto-Abkommen von 1997 nicht ratifiziert. Obama erklärte, an einem neuen Abkommen aktiv mitzuarbeiten. Greenpeace aber befürchtet, dass die USA in Kopenhagen nur zu vagen Vereinbarungen bereit sein könnten.

Pläne der Schwellenländer erwartet

Bei den Klimagesprächen in Barcelona sei zu erwarten, dass Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Südafrika und Südkorea handfeste Pläne vorlegten, wie sie ihre Treibhausgase reduzieren werden, sagte Kaiser weiter. "Es kann nicht sein, dass inzwischen die Entwicklungsländer aktiver an einer Problemlösung gegen den Klimawandel arbeiten als die Industrieländer." Greenpeace ist seit vielen Jahren als eine der wichtigsten regierungsunabhängigen Organisationen (NGO) neben anderen Umweltorganisationen in die Verhandlungen direkt als Beobachter beteiligt.

dpa/epd