Konfirmandentreffen: Luther rockt in Wittenberg
Vor über 10 Jahren sind Matthias Zentner und ich auf die Idee gekommen, am Reformationstag Konfirmanden in die Lutherstadt einzuladen. Der Lutherspass war geboren. Und es funktionierte von Anfang an. Inzwischen ist aus dem nationalen Event ein internationales Treffen geworden, mit Gruppen aus Dänemark, Ungarn und Rumänien. Dieses Jahr kommen allein 40 Konfirmanden aus Finnland; 500 sind es insgesamt.
30.10.2009
Von Stephan Dorgerloh

"Merkst Du nichts?!" oder "Erleben!" lauten die Themen der Treffen. Jedes Jahr befragen wir die Jahreslosung. Wer kennt sie? Noch spannender ist die Frage: Was sagt sie uns? Die Mottos knüpfen am Alltagsslang Jugendlicher an und verweben sie mit dem biblischen Wort.

"Was geht?" steht über dem diesjährigen Treffen. "Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich." (Lukas 18,27) heißt die dazugehörende Jahreslosung. Jugendliche kennen aus ihrem Alltag eher den Spruch: Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wie beides nun zusammenpasst - das wird der rote Faden sein, von der Begrüßung bis zum Schlussakkord.

Stimmung wie von Zauberhand

Es gibt 15 Workshops, rund 23 Stadtrallyestationen, ungefähr zehn verschiedene Angebote bei der Nacht der Möglichkeiten. Außerdem eine Nachtandacht in der Schlosskirche, einen Jugendgottesdienst zum Reformationstag mit anschließendem Umzug durch Wittenbergs Innenstadt bis vor die Thesentür. Der Lutherspass lebt von einer ganz eigenen Stimmung, die sich jedes Jahr immer wieder wie von Zauberhand herstellt. Eine Konfirmandin findet dafür auf der offiziellen Homepage www.lutherspass.de eigene Worte: "Hey ich war gestern und vorgestern beim konfitreffen!!!es war mega toll! ich grüße den leiter des coolen gospelchors!calebrate!!:-)ciau!!Mascha".

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Wie kommt das? Liegt es an den historischen Orten der Reformation oder an den rund 100 ehrenamtlichen Helfern? Heizen die christlichen Bands ein, oder ist es eher das Gemeinschaftsgefühl der fünfhundert Gleichgesinnten? Ist es das Programm mit seiner Mischung aus Spaß und Spirit oder die Aussicht auf eine fast durchgemachte Nacht?

Wittenberg entdecken

Der Hauptort ist ein verblichenes Konferenzzentrum mit dem Charme eines ostdeutschen Pionierhauses. Aber ein großer Saal mit Bühne und Empore, ein Kino, zahlreiche Workshopräume und das Wissen, das hier wenig kaputt gehen kann, sind ideale Voraussetzungen. Los geht es traditionell mit der Schlacht am Kuchenbuffet. Nachdem der letzte Krümel vertilgt ist, verteilen sich die Jugendlichen auf zahlreiche Workshops, von Gospelchor bis Streetdance.

Aufwändig ist die nächtliche Stadtralley gestaltet. Bedeutende Persönlichkeiten wie Philipp Melanchthon, Katarina von Bora oder die Waschweiber Wittenbergs erwarten die Konfis an verschiedenen Stationen in der Altstadt. Überall warten kleine Aufgaben auf die Teams. Mal muss ein Quiz gelöst werden oder mit alten Pressen ein Flugblatt entstehen. Vom Lutherhaus bis zum historischen Rathaus ist das abendliche Wittenberg erfüllt mit Rufen und Lachen der umherziehenden Konfirmandengruppen. Der Tag schließt mit der MediNight in der Schlosskirche. Die Stille der Kirche verwandelt in Sekunden die lärmenden Jugendlichen in andächtige Konfirmanden.

Der Reformationstag beginnt mit dem Frühstück in den Quartieren. Von der Jugendherberge bis zum Klassenraum ist halb Wittenberg belegt. Im Jugendgottesdienst predigte in den letzten Jahren Bischof Axel Noack und zog die junge Gemeinde in den Bann der Jahreslosung. Im Anschluss geht es noch einmal quer durch die Stadt. Vorneweg ein Jeep mit Gitarrist auf der Ladefläche. Dahinter der echte Luther(darsteller) und 500 leicht übernächtigte Konfirmanden. Auf der Bühne vor der Thesentür an der Schlosskirche erklingt ein letztes Mal der Konfitreffensong. Nach dem Reisesegen heißt es: Und nächstes Jahr? - Auf Wiedersehen in Wittenberg!


Prälat Stephan Dorgerloh ist der Beauftragte der EKD zur Lutherdekade in Wittenberg.