Halloween in den USA: Süßes, Spaß und Superhunde
In den USA wird Halloween jedes Jahr groß gefeiert. Doch evangelikale Gemeinden sehen das Fest, das Ähnlichkeiten mit dem deutschen Karneval hat, mitunter kritisch. Christen bemühen sich um Alternativen, sind aber nicht immer erfolgreich damit.
29.10.2009
Von Anna Winkler-Benders

Happy Halloween? Kostümparaden, Parties und Spukhäuser - kaum ein Ort in den USA, an dem zu dem Fest am 31. Oktober nichts stattfindet. Mit geschätzten 6,9 Billionen Dollar jährlichen Ausgaben ist Halloween der zweitgrößte kommerzielle Festtag in den Vereinigten Staaten. Für die meisten Begeisterten geht es dabei um nichts anderes, als Spaß zu haben.

Die wenigsten kennen den Ursprung von Halloween. Eine eindeutige Herleitung ist schwierig. Die Kelten feierten am 1. November den Beginn eines neuen Jahres. Sie sollen die Auffassung vertreten haben, dass in der Nacht des 31. Oktober die Grenzen zwischen Totenreich und Lebenden offen sind und die Seelen Verstorbener ihr Unwesen treiben. Um sie gnädig zu stimmen, brachte man den keltischen Göttern mit riesigen Feuern Ernte- und Tieropfer.

Vorabend eines katholischen Festes

Im Zuge der Christianisierung verschob im Jahr 835 Papst Gregor IV. Allerheiligen, den katholischen Feiertag zur Ehrung der Heiligen, auf den 1. November. So lässt sich auch der heutige Name des säkularisierten Festes ableiten. "Allerheiligen" ist im Englischen All Hallows, der Vorabend ist All Hallows Eve(ning) - daraus wurde im Laufe der Jahre Halloween. Irische Einwanderer brachten das Fest Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika.

[linkbox:nid=www.reformationstag.de/halloween.html;title=Kommentar der Evangelischen Kirche zu Halloween]

Was mit schaurigen Geisterkostümen begann, um angeblich herumirrende Geister zu irritieren, ähnelt heutzutage oftmals einer Art deutschem Karneval. Für seine Kamelle muss man in den USA jedoch schon selbst sorgen. Mit "trick or treat"-Rufen, Süßes oder Saures, ziehen Kinder von Haus zu Haus, um Süßigkeiten zu sammeln.

Glorifizierung dunkler Mächte

Seitens evangelikaler Gemeinden wird das Fest mitunter kritisch gesehen. Mit seinem heidnischem Ursprung und einer Glorifizierung dunkler Mächte stehe ein abzulehnender okkulter Charakter im Vordergrund. Jen Lee, die im Umfeld einer freien evangelikalen Gemeinde in Oklahoma groß wurde, erinnert sich: "Halloween wurde von der Gemeinde umgangen. Um den Kindern trotzdem etwas ähnliches zu bieten, feierte man stattdessen ein Herbstfest, bei dem alle verkleidet kommen konnten. Dabei war es jedoch verboten, sogenannte teuflische Kostüme wie Hexen oder Zauberer zu tragen."

Was zu Halloween beispielsweise von der Trinity Church in Cedar Hill in Texas angeboten wird, ist kaum nachzuvollziehen. Für Jugendliche hat man sich hier etwas Besonders ausgedacht und dazu das mit Halloween eng verbundene Konzept des haunted house (Gruselspukhauses) umgewandelt. Im hellhouse (Höllenhaus) werden den zumeist Jugendlichen Besuchern Höllenszenarien von Laienschauspielern live vorgespielt. 1991 gab es das erste Mal ein hellhouse, seitdem öffnet man jedes Jahr im Oktober an ausgewählten Tagen die Tür zur Hölle.

Dem Besucher werden dabei die vermeintlichen Sünden der Welt in drastischer Weise vor Augen geführt. So lässt in einem Krankenhauszimmer eine junge Frau eine Abtreibung vornehmen. Dabei verliert sie Unmengen von Blut und schreit nach ihrem toten Kind. In einer Disco gibt man sich tanzend Alkohol und Drogenexessen hin. Nachgestellt wurden auch eine Vergewaltigung, Sex vor der Ehe und Homosexualität. Um vor Gewalt zu warnen, scheute man sich auch nicht, das Schulmassaker von Columbine nachzustellen.

Schockierende Bilder

Mit diesen angstmachenden, schockierenden Bildern erhalten die Besucher am Ende die Möglichkeit, sich zu Gott zu bekennen und von der Sünde abzuwenden. Eine mehr als fragwürdige Methode. Dieses Jahr soll es im sogenannten Darkroom eine Konfrontation mit den dunkelsten Geheimnissen der Seele geben. Mit einem nachgemachten Kinotrailer der Trinity Church wirbt man auf der Internteseite für diese "Attraktion", der man "frische Ideen" attestiert.

Verglichen damit ist das erlebte evangelikale Halloween-Alternativangebot von Justin Lee vollkommen harmlos: "Um den Geisterpartys um Halloween etwas entgegenzusetzen, wurden in meiner ehemaligen Gemeinde 'My favorite bible character'-Feste veranstaltet, bei denen man sich als seine Lieblingsfigur aus der Bibel kostümierte." Statt als Vampir amüsierte man sich dann eben als Abraham, David oder Jona.

Gute Kostüme schon lange ausverkauft

NewYork Costumes, im Herzen von Manhattan, ist ein Kostümkaufhaus. Obwohl ein Riesenangebot herrscht, sucht man ein Abrahamkostüm 2009 hier vergeblich. Da stößt man schon eher auf Spiderman, Darth Vader oder Elvisgewänder. Für Männer, Frauen, Kinder. Und Hunde! Scheinbar sind Superhelden bei den Vierbeinern und ihren Besitzern dieses Jahr der Renner, zumindest im Internet sind Spider- und Superman - beziehungsweise Superdog - schon lange ausverkauft.

Das New York Magazine will an der Verkleidungsfront hingegen einen neuen Trend erkennen: Michael Jackson. Kein Wunder, der im Juni verstorbene Künstler trat als King of Pop doch selbst gerne in extravaganten Outfits in Erscheinung. Frank, Verkäufer in Ricky's Costume Superstore in Brooklyn, bestätigt die Vermutung. Neben einzelnen Accessoires wie Handschuhen, Perücken oder Sonnenbrillen kann er Kunden diverse Jacksonkostüme anbieten: "Roter Thriller-Anzug, schwarzes, schnallenbesetztes Bad-Outfit oder glitzernde Fantasieuniform. Ich kann hier jeden zum Jacko machen." Happy Halloween!


Anna Winkler-Benders arbeitet als freie Journalistin in New York