Spritzmittel: Supermärkte nehmen Gewürze aus Regalen
Nach einer Greenpeace-Warnung vor Pestiziden in Kräutern und Gewürzen hat die Supermarktkette Real am Donnerstag Trockenpetersilie aus den Regalen genommen. Die Umweltorganisation erstattete Strafanzeige. Eine akute Gesundheitsgefahr besteht aber nicht.

Greenpeace hat erneut Spritzmittel in getrockneten Kräutern und Gewürzen entdeckt. Wie die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Hamburg mitteilte, wurde mehr als ein Viertel von 37 Proben aus konventionellem Anbau als "nicht empfehlenswert" eingestuft. Besonders stark belastet seien Paprika- und Currypulver sowie getrocknete Petersilie. In getrockneter Petersilie der Metro-Eigenmarke Tip aus einem Hamburger Real-Markt sei die gesetzlich festgelegte Höchstmenge überschritten worden. Greenpeace habe Strafanzeige gegen Metro erstattet und die zuständigen Hamburger Behörden eingeschaltet.

Die zu Metro gehörende Supermarktkette Real reagierte umgehend. In allen rund 340 Märkten nahm das Unternehmen die von Greenpeace beanstandete Trocken-Petersilie vorsorglich aus dem Sortiment. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte Real-Sprecher Albrecht von Truchseß. Real habe zudem den Gewürzlieferanten informiert, der auch andere Handelsunternehmen beliefere. Tests der getrockneten Petersilie vor dem Verkauf hätten ergeben, dass die Grenzwerte "ganz klar" unterschritten worden seien. Allerdings sei nicht klar, welche Tranche Greenpeace getestet habe. Es werde alles unternommen, dass es in der Zukunft keine solchen Vorkommnisse mehr gebe.

"Giftcocktail im Essen"

"Mit einer Prise Paprika oder Curry, wie sie auf der Currywurst landet, streut man sich einen Giftcocktail von bis zu 20 verschiedenen Chemikalien aufs Essen", kommentierte Manfred Santen, Chemiefachmann bei Greenpeace, das Ergebnis der Untersuchung. In einer Curryprobe sei sogar das in der EU verbotene Pestizid DDT nachgewiesen worden. Das Spritzmittel wird jedoch in manchen außereuropäischen Ländern weiterverwendet, etwa zur Bekämpfung von Malariamücken. Eine akute Gesundheitsgefahr gehe von einer Currywurst wegen der Gewürzbelastung nicht aus, erläuterte Santen. "Wir wollen das Essen nicht vermiesen, sondern auf das Problem aufmerksam machen."

Greenpeace fordert von EU-Kommission und Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU), umgehend gesetzlich bindende Grenzwerte für Pestizide in Gewürzmischungen wie Curry. Bislang gibt es nur für einzelne Gewürze wie etwa getrocknete Petersilie gesetzliche Grenzwerte. Für die Beurteilung der getesteten Proben übertrug Greenpeace daher diese Grenzwerte auf die Gewürzmischungen. Zudem wurde ein sogenannter Summengrenzwert gebildet, bei dem die Belastungen einer Probe mit verschiedenen Pestiziden addiert wurden.

Bioprodukte schneiden besser ab

Frische Kräuter seien im Vergleich zu 2008 nur noch gering belastet, teilten die Umweltschützer mit. Auch bei Obst und Gemüse seien seit 2007 weniger Pestizidrückstände beobachtet worden. Generell schnitten Bioprodukte besser ab, betonte Santen. "Bei allen bisherigen Tests weisen sie keine oder nur äußerst geringe Pestizidrückstände auf. Sie sind daher die beste Empfehlung für gesundes Essen."

Der Fachverband der Gewürzindustrie warf Greenpeace unterdessen vor, das Thema zu skandalisieren. Nur in einem Fall sei die Überschreitung der gesetzlichen Höchstgrenze festgestellt worden, sagte Hauptgeschäftsführer Dirk Radermacher. Auch die Gewürzindustrie unterstütze alle Bemühungen, Pestizid-Rückstände in Gewürzen zu minimieren.

dpa