Mutter der FAZ war die Wirtschaftspolitische Gesellschaft (WIPOG), die die Zeitung als Gegengewicht zu den sozialistisch geprägten Gewerkschaften und Behörden im frühen Nachkriegsdeutschland gründete. Mitglieder der WIPOG waren überwiegend Unternehmer, Verbandsfunktionäre und Politiker. Die Auflage lag zunächst bei 60.000, lange war die Zeitung von Zahlungen der Industrie abhängig. Erst ab 1952 ließ sich Geld verdienen.
"Sie fordert den Leser heraus"
"Dahinter steckt immer ein kluger Kopf", lautet seit 1961 der Werbespruch der FAZ, deren eigener Kopf eben nicht nur durch Klugheit - fast alle Redakteure verfügen über ein Hochschulstudium, viele tragen einen akademischen Titel - sondern auch durch Eigenwillen besticht. Die Zeitung vertritt ihre Meinung, konservativ im Politikteil, progressiver im Feuilleton.
"Qualitätsjournalismus mit Objektivitätskriterien zu messen, ist ein falscher Ansatz. Dafür ist die FAZ vielleicht der beste Beweis", schreibt der Wissenschaftler Kai Burkhardt in einem noch unveröffentlichten Manuskript aus einer Studie des Berliner Instituts für Medien- und Kommunikationspolitik. Wie jede ernstzunehmende Zeitung sei auch die FAZ dazu da, Meinungsbildung zu betreiben. "Sie fordert ihre Leser allerdings stärker intellektuell heraus als andere Medien."
Für den Mainzer Medienwissenschaftler Jürgen Wilke ist die FAZ deshalb "eine herausragende, wenn nicht gar die herausragende Zeitung Deutschlands". Die journalistische Qualität des Blattes macht er am Umfang der Berichterstattung und ihrer Vertiefung fest. Ihr Erfolg gibt der Zeitung Recht: Mit einer derzeitigen verkauften Auflage von 367.535 gehört die FAZ heute zu den führenden überregionalen Blättern.
Kämpferin gegen neue Rechtschreibung
Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Zeitung wiederholt Zentrum von Kampagnen, etwa gegen die Rechtschreibreform: Nach der ersten Reform von 1998 kehrte die Zeitung im Jahr 2000 vorübergehend zur alten Schreibweise zurück. Ab Januar 2007 stellte sie dann doch auf weitgehend auf die neue Fassung um. Seitdem druckt die FAZ nach einer eigenen Hausorthografie.
Eigenwillig ist auch die Organisation der Zeitung: Von Beginn an verzichtete die FAZ auf einen Chefredakteur, stattdessen bestimmt ein fünfköpfiges Herausgebergremium die Linie des Blattes, das bislang ausschließlich von Männern besetzt war. Jeder der Herausgeber - derzeit Werner D'Inka, Berthold Kohler, Günther Nonnenmacher, Frank Schirrmacher, Holger Steltzner - ist für jeweils einen Teil der Zeitung zuständig.
"Gerade in der Krise Qualität sichern"
Über die Jahrzehnte hielt die Zeitung an ihren konservativen Zügen fest, widersetzte sich dem Zeitgeist, auch äußerlich. In der bunten Medienwelt bewahrte die FAZ ihr nüchternes Layout - ohne Titelbild, dafür mit Bleiwüste. Bis zum 5. Oktober 2007, als das Blatt erstmals mit Seite-Eins-Foto erschien. Diesen Relaunch bezeichnet Kohler als "größten Evolutionssprung" der FAZ. Das Foto kommt gut an. Gelegentlich sei in Leserzuschriften sogar von "Kult" die Rede, sagt Kohler. Der Wandel habe sich jedoch vor allem äußerlich vollzogen: Das inhaltliche Profil der FAZ sei unverändert geblieben, nämlich "freiheitsliebend".
Im Jahr ihres 60-jährigen Bestehens bleibt auch die FAZ nicht von der Wirtschaftskrise verschont: "Die Anzeigenflaute, die als Folge der Wirtschaftskrise allen Verlagen Umsätze raubt, hat aber auch uns Umsatzeinbußen beschert", sagt Kohler. Die Herausgeber schlössen betriebsbedingte Kündigungen in der Redaktion indes aus: "In diesen Zeiten kommt es mehr denn je auf die Sicherung der journalistischen Qualität an." Und drum hat der Herausgeber auch einen schlichten Ratschlag für die Zukunft seiner Zeitung: "Qualität ist unsere Leidenschaft und unsere Zukunft. Diesen Pfad dürfen, wollen und werden wir nicht verlassen."