Ausgerechnet in China, wo Jackson nie aufgetreten war, kam es zu einer verfrühten Weltpremiere. Die Fan-Gemeinde von "Maike'er Jiakexun", wie er auf Chinesisch genannt wird, ist im Reich der Mitte so groß, dass die Kinos nicht bis zur eigentlich zeitgleich geplanten Welt-Uraufführung warten wollten. In 18.000 Lichtspieltheatern weltweit wird der Film von Mittwoch an gezeigt.
Tausende Fans bei Premieren in aller Welt
Zahlreiche Prominenten und tausende, teilweise weinende Fans haben in der Nacht zum Mittwoch in Los Angeles, Berlin und vielen anderen Städten rund um den Globus den vor vier Monaten verstorbenen Sänger gefeiert. An der Galavorführung im Nokia Center von Los Angeles nahmen neben Jacksons Brüdern Jermaine, Marlon, Tito und Jackie auch Stars wie Jennifer Lopez, Paula Abdul, Will Smith und der Musikmogul Berry Gordy teil. Hunderte Fans trugen zu Ehren ihres Idols einen Glitzerhandschuh. "So viele Menschen, Michael wäre stolz gewesen", sagte Bruder Jermaine auf dem Roten Teppich dem Sender CNN.
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Für die drei Kinder des Künstlers gab es nach Angaben des Internetdienstes tmz.com eine private Vorführung auf dem Sony-Gelände in Los Angeles. Jacksons Mutter Katherine hatte angekündigt, nicht an der offiziellen Veranstaltung teilzunehmen. "Es ist sehr schwer für sie", bekräftigte Jermaine Jackson vor der Filmpremiere. "Ich werde sicher weinen und meinen Bruder noch mehr vermissen". Hollywood-Legende Elizabeth Taylor (77), die vorab einer Privatvorführung beiwohnte, jubelte im Kurznachrichtendienst Twitter: "Es ist das brillanteste Stück Film, das ich je gesehen habe". Dies sei ein Denkmal für Michaels Genialität.
In Berlin kamen mehrere hundert Fans, die teilweise wie Jackson kostümiert waren, im Cinestar am Potsdamer Platz zusammen und verfolgten die Live-Übertragung der Premierenfeier aus Los Angeles. Als um zwei Uhr nachts schließlich die Dokumentation über die letzte Schaffensphase Jacksons gezeigt wurde, applaudierten die Fans immer wieder, sangen mit, einige weinten. "Es ist großartig, dass Michael zumindest auf der Leinwand ein Comeback feiert. Aber natürlich bin ich auch traurig, dass es das letzte sein wird", sagte ein 20 Jahre alter Berliner Fan.
Ein Manifest der Stärke
Der Film beginnt mit Tränen über den plötzlichen Tod von "MJ" im Alter von 50 Jahren, katapultiert den Zuschauer dann aber sofort in das lebendige, musikalische Werk der Superstars. Allein seine leise, kraftlose Stimme bei den Besprechungen zu den Proben scheint den Hauch einer verlorene Seele erkennen zu lassen. Doch im Gesang und Tanz demonstriert der Künstler alte Stärke. Mit seinen akribischen Vorbereitungen für die ersten Auftritte nach einer zwölf Jahren dauernden Tourneepause widerspricht Jackson in dem Film auch den Spekulationen um seinen körperlichen und geistigen Zustand kurz vor seinem Tod am 25. Juni. Die Botschaft des Filmes lautet vielmehr, dass hier ein Künstler aus einer hoch kreativen Schaffensphase gerissen wurde.
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Jackson wirkt zwar angestrengt, geht aber so in der Musik und seinen Bewegungen auf, dass er die kleine Schar Mitwirkender wie etwa bei "Billy Jean" immer wieder mitreißt. Wer Aufschluss über das skandalumwitterte Privatleben von Michael Jackson erwartet, wird enttäuscht werden. "This Is It" bleibt bis zum Ende ein einziges, spannendes Musikvideo. Humphrey Bogart macht einen Gastauftritt, auch die Jackson 5, die zu "I'll Be There" in alten Filmen erscheinen. Seinen Geschwistern macht Michael Jackson eine Liebeserklärung.
"Kreatives Abenteuer"
Die Hits "Thriller" und "Earth Song" werden mit eindrucksvollen Hintergrundfilmen unterlegt. Es ist zu erkennen, was den Fans bei den geplanten Londoner Auftritten entgangen ist. Selbst ein Schaufellader sollte auf die Bühne rollen, um die Zerstörung des Regenwaldes zu demonstrieren. "Es ist ein kreatives Abenteuer", sagt Jackson. Er habe seine "Familie gefunden in den Mittänzern und Helfern. Er wollte mit seinen Londoner Auftritten die Welt daran erinnern, "dass Liebe wichtig ist". Es sei eine "wichtige Botschaft".
Wie die Tontechniker mit den einzelnen Probenaufnahmen die Musik zu der kraftvollen Präsentation zusammengemischt haben, bleibt ihr Geheimnis. Das Publikum im Megabox-Kino von Peking quittierte die Leinwandshow mehr als 30 Mal mit Applaus, Rufen und spontanem Jubel. "Super", "cool" und "sexy" lauteten begeisterte Kommentare.
Vermarktung geht weiter
"Er lebt weiter", sagt ein 22-Jähriger über den "King of Pop". Der Chinese ist mit der Musik von Michael Jackson aufgewachsen. "Für uns ist das etwas ganz besonderes. Früher gab es in China noch nicht so viel Musik von dieser Art."
Dass mit dem Film auch nach dem Tod von Michael Jackson die Vermarktung weitergeht, dürfte niemanden überraschen. Der Sony- Konzern, der 60 Millionen US-Dollar (40 Millionen Euro) für die Rechte an den Aufnahmen bezahlt hat, hofft auf Einnahmen von 250 Millionen US-Dollar allein in den ersten fünf Tagen.