Der niedersächsische Stärkehersteller Emsland-Stärke und der Pflanzenzüchter Europlant haben eine Kartoffel entwickelt, die nach ihren Angaben mit Amflora mithalten kann - und dabei ohne Gentechnik auskommt. Es ist nach der Kartoffel Eliane des niederländischen Unternehmens Avebe eine weitere gentechnikfreie Amflora-Alternative.
Kritiker sehen damit einmal mehr die von der Industrie lancierte These widerlegt, zur Pflanzengentechnik gebe es keine Alternativen. Die BASF habe jetzt ein Kommunikationsproblem, urteilte etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz: "Denn wer braucht ein umstrittenes Gentech-Produkt, wenn es bereits ein akzeptiertes konventionelles Produkt gibt?"
Auf anderem Wegen zum Ziel
Europlant und Emsland haben die neue Knolle auch deshalb entwickelt, weil die Zulassung für Amflora nicht vorankam. "Wir haben versucht, auf andere Art und Weise zum Ziel zu kommen - und sind froh, dass uns das relativ schnell gelungen ist", sagt Europlant- Geschäftsführer Jörg Eggers. Die neue Kartoffel produziert ähnlich wie Amflora nur noch den Stärkebestandteil Amylopektin - das macht sie interessanter für bestimmte industrielle Anwendungen, für die der zweite Stärkebestandteil Amylose nicht gebraucht wird.
Gentechnik-Gegner sind Europlant oder die Emsland-Gruppe aber deshalb noch lange nicht. Eggers bezeichnet es als "nicht sonderlich erfreulich", dass die Amflora-Zulassung nicht vorankam. Und auch bei der Emsland-Gruppe, die sich im vergangenen Jahr in einer gemeinsamen Mitteilung mit der BASF und anderen Stärkeproduzenten für eine rasche Amflora-Zulassung stark gemacht hatte, glaubt man durchaus, dass die Gentechnik bestimmte Vorzüge bietet. "Mit ihr kann man besser und schneller positive Eigenschaften stapeln", sagt Emsland- Forschungsleiter Henk Jaap Meijer - also etwa die Stärke-Vorzüge mit einer Resistenz gegen eine bestimmte Kartoffelkrankheit kombinieren.
Freude über Regierungsbekenntnis
Bei der BASF Agrar-Tochter Plant Science will man in der neuen Kartoffel kein Argument gegen Amflora entdecken. "Das ist für uns ein deutlich positives Signal", sagt Sprecherin Susanne Benner. Denn es zeige, dass es definitiv einen Bedarf an derartigen Stärkekartoffeln gebe - auch wenn es bei der Herstellungsweise unterschiedliche Ansichten gebe. Allgemein sei es ein Nachteil klassischer Züchtungen, dass bei ihnen oft negative Eigenschaften mittransportiert würden.
Freude herrscht bei der BASF über das explizite Bekenntnis der neuen schwarz-gelben Bundesregierung zu Amflora. "Der Anbau der gentechnisch veränderten Stärkekartoffel Amflora für eine kommerzielle, industrielle Verwertung wird unterstützt", heißt es im Koalitionsvertrag von Union und FDP. Ein derartiges Bekenntnis hatte es von der alten Regierung nicht gegeben. In dem Chemiekonzern ist man überzeugt, dass dieses Signal auch von der EU-Kommission nicht überhört werden kann, die mit der Amflora-Zulassung nach wie vor zögert.