John Cleese, oberster Minister für albernen Gang, wird 70
John Cleese, Komiker, Regisseur, Drehbuchautor, Dokumentarfilmer, Jurist und Artenschützer wird 70. Der 1939 geborene Cleese wurde Ende der Sechziger, nach seinem Jurastudium in Cambridge, mit dem Fernsehformat Monty Python's Flying Circus bekannt.
27.10.2009
Von Georg Klein

Die später auch weltweit ausgestrahlten Staffeln des Flying Circus begründeten den Ruhm der Monty-Python-Gruppe rund um Michael Palin, Graham Chapman, Terry Gilliam, Eric Idle, Terry Jones und John Cleese. Noch heute gelten viele Folgen als stilbildend in Sachen schwarzer und absurder Humor. Diese Erfolge ermöglichten den Pythons die Produktion ihrer eigenen Kinofilme, wie "Die Ritter der Kokosnuss" oder "Das Leben des Brian". Bei den Rittern musste aus Geldmangel noch auf Pferde verzichtet werden, stattdessen hatten die Helden mit Kokosnuss-Schalen durchs mittelalterliche England zu traben. Nach den überraschend guten Einspielergebnissen war das Budget bei "Das Leben des Brian" schon deutlich höher.

Seriöser Typ in unseriösen Situationen

Dieser in konservativ religiösen Kreisen bis heute heftig umstrittene Film, die vorletzte gemeinsame Arbeit der Truppe, legte dann den Grundstein für die weitere Entwicklung und die Solo-Karrieren der Python-Mitglieder. Cleese spielte grundsätzlich alles, war aber mit seinem kantigen Gesicht, seiner körperlichen Größe und seiner gekonnt verschrobenen Motorik prädestiniert für seriöse Typen in äußerst unseriösen Situationen.

Selbstverständlich stellte er im Leben des Brian einen Vertreter der römischen Ordnungsmacht dar, der sich mit verrückten Propheten befassen muss und revolutionäre Parolenschreiber unbarmherzig lateinische Fälle durchkonjugieren lässt. Ebenfalls unvergessen bis heute, und zu einer Ikone geworden, sein Beamter im "Ministerium für albernen Gang", der ebenso ernsthaft wie seltsam durch London stakst.

Cleese war damit früh auf die Rolle des gefühlsgehemmten Engländers festgelegt, die er auch in seiner Solo-Karriere weiterverfolgte. Vom manisch korrekten Schuldirektor Stimpson in "Clockwise" über den stets überforderten Hotelbetreiber in "Fawlty Towers" bis zu seinem größten Erfolg "Ein Fisch namens Wanda" 1988. Dieser von ihm selbst geschriebene und produzierte Film brachte ihm unter anderem eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch ein. Kevin Kline erhielt übrigens einen Oscar für die beste Nebenrolle, als hemmungslos unkultivierter amerikanischer MacTho.

"Wie man seine Scheidung finanziert"

Cleese, der auch wissenschaftliche Dokumentationen produziert und sich für die Erhaltung vom Aussterben bedrohter Lemuren-Arten einsetzt, könnte sich heute eigentlich zurücklehnen. Aber abgesehen davon, dass er wohl nicht der Typ dafür ist, hindert ihn daran sein laufendes Scheidungsverfahren. Immerhin hat er darüber noch nicht seinen Humor verloren und nennt das Programm, mit dem er zurzeit unterwegs ist, "A Ludicrous Evening with John Cleese ... or How to Finance Your Divorce". Das bedeutet so viel wie "Ein aberwitziger Abend mit John Cleese ... oder Wie man seine Scheidung finanziert".

Dass er weder seinen Humor noch sein Interesse an neuen Entwicklungen und der Welt verloren hat, beweisen auch seine Webseite und sein Blog. Via Twitter rief er dazu auf, darüber abzustimmen, auf welche Art er sich zum Siebzigsten am besten selbst entleiben könnte. Man kann unter anderem für 48-stündigen Koffein-Entzug stimmen oder für die Option, einer Horde Lemminge über die Klippe zu folgen. Bis jetzt allerdings liegt die Möglichkeit, durch längeres Betrachten von Michael Palins Reisefilmen aus dem Leben zu scheiden, unangefochten in Führung.

www.cleeseblog.com

 
 

Georg Klein ist freier Journalist und lebt in Offenbach am Main.