Bundespräsident Horst Köhler hat eine Steuerpolitik mit stärkeren ökologischen Anreizen gefordert. Notwendig sei eine "ökologische industrielle Revolution", sagte Köhler bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises am Sonntag in Augsburg. Das Potenzial dafür sei in Deutschland vorhanden, es müsse so schnell wie möglich erschlossen werden. "Die klimafreundliche Zukunft ist machbar, Deutschland hat alle Voraussetzungen, sie für sich zu gewinnen", sagte der Bundespräsident bei dem Festakt vor 1.200 geladenen Gästen.
Den mit 500.000 Euro dotierten Umweltpreis teilen sich zu je einem Drittel die beiden mittelständischen Unternehmer Petra Bültmann-Steffin (39) und Carsten Bührer (39) sowie der Bremer Meeresbiologe Bo Barker Joergensen (63) und die Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland, Angelika Zahrnt (65). Der Deutsche Umweltpreis ist die in Europa am höchsten dotierte Auszeichnung im Bereich Umwelt und wird von der Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen.
Schwelle zu neuem Zeitalter
Köhler würdigte die Preisträger als beispielhaft für drei Schlüsselbereiche, auf die es in den nächsten Jahren entscheidend ankommen werde: Wissenschaft, Technologie und gesellschaftliche Veränderung. "Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Zeitalter im Zeichen von Ökologie und Nachhaltigkeit." Ziel sei eine "postkarbone Gesellschaft", also weg vom Öl und fossilen Energieträgern.
"Ich glaube, dass wir in 25 Jahren eine Revolutionierung der Material- und Energiewirtschaft erleben werden", sagte der Bundespräsident. Mit einem "schlichten Wachstumsdenken" sei die Zukunft nicht zu gewinnen. Das statistisch erhobene Sozialprodukt allein sei nicht mehr geeignet, zu messen und zu beschreiben, was eine gute Gesellschaft ausmacht.
"Stück Technikgeschichte"
Die beiden Unternehmen Bültmann und Zenergy Power mit den Preisträgern Bültmann-Steffin und Bührer haben nach Angaben des DBU-Kuratoriums mit ihrer Kooperation auf dem Gebiet der Hochtemperatur- Supraleiter (HTSL) "ein Stück Technikgeschichte" geschrieben. In der weltweit ersten industriellen Anwendung der HTSL-Technologie hätten sie einen sogenannten Induktionsheizer entwickelt, der beträchtliche Mengen an Energie und damit auch CO2-Emissionen einspare.
Der aus Dänemark stammende Meereswissenschaftler Joergensen ist seit 1992 Direktor des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen. Der 62-Jährige gilt als führender Experte für die biochemischen Vorgänge an den Meeresböden, durch die Klimamodelle beeinflusst werden. Im Meeresboden werde von Mikroorganismen das in großen Mengen entstehende Treibhausgas Methan zum deutlich weniger klimaschädlichen Kohlendioxid abgebaut.
Preis für Angelika Zahrnt
Angelika Zahrnt (65) wurde als "herausragende Persönlichkeit der deutschen Umwelt- und Naturschutzbewegung" ausgezeichnet. Die promovierte Volkswirtin habe das Konzept für die ökologische Steuerreform mitentwickelt und bekanntgemacht. Sie bemängelte, dass Umweltzerstörungen nicht in die Energiepreise eingerechnet würden und forderte einen Schuldenabbau über eine ökologische Steuerreform.
Der Deutsche Umweltpreis wird seit 1993 jährlich vergeben und prämiert vorbildliche Leistungen im Umweltschutz. Das Stiftungskapital stammt aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG und beträgt nach DBU-Angaben derzeit 1,8 Milliarden Euro.