Catholica-Beauftragter Weber: "Wir gehören zusammen"
Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Union Evangelischer Kirchen (UEK) haben am Samstag in Ulm über den Stand der Ökumene beraten. Die beiden konfessionellen Zusammenschlüsse in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dringen auf Fortschritte im Dialog von evangelischer und katholischer Kirche.

Nach den jüngsten Verstimmungen im evangelisch-katholischen Verhältnis sprach sich der Catholica-Beauftragte der VELKD, Landesbischof Friedrich Weber, für eine Vertiefung der ökumenischen Beziehungen aus. "Wir gehören zusammen, wir sind freundschaftlich verbunden", sagte er vor den Mitgliedern der lutherischen Generalsynode und der Vollkonferenz der unierten Kirchen. 

Das ökumenische Engagement der VELKD sei profiliert, weiche Konflikten nicht aus, benenne Probleme und sei alles andere als eine 'Schmuseökumene'. "Arrogant darf sie nie auftreten", sagte der Ökumene-Experte in Anspielung auf ein internes Papier aus dem EKD-Kirchenamt. Dessen Beschreibung des Zustandes der katholischen Kirche war als überheblich und im Ton nicht angemessen kritisiert worden. Mit Blick auf zehn Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre bilanzierte Weber, Lutheraner und Katholiken seien nicht soweit gekommen, wie sich viele erhofft hätten. "Ich hätte mir auch mehr gewünscht." Dennoch werde an relevanten Fragen wie etwa Taufe weitergearbeitet.

UEK zieht nüchterne Bilanz

Eine nüchterne Bilanz des ökumenischen Dialogs zog die UEK. Auch nach zehn Jahren sei zu fragen, ob der behauptete "Konsens in den Grundwahrheiten" für ein weiterführendes theologisches Gespräch ausreiche, heißt es in einer Stellungnahme des UEK-Präsidiums unter Leitung des badischen Landesbischofs Ulrich Fischer. Diese Stellungnahme sei Ausdruck von ökumenischer Ungeduld, sagte der Theologieprofessor Michael Beintker.

Es gebe keine Alternative dazu, nach der Einheit der Kirche zu streben, erklärt das UEK-Präsidium. Der ökumenische Dialog müsse weitergehen - in theologischen Lehrgesprächen, auf ökumenischen Kirchentagen und in den Ortsgemeinden. Evangelische und katholische Kirchengemeinden, die gemeinsam Gottesdienst feiern und im Alltag in verbindlicher Nachbarschaft lebten, warteten auf weitere Schritte der Kirchen "zu voller Kirchengemeinschaft", heißt es in der Stellungnahme. Im Widerspruch zum Konsens in der Rechtfertigungslehre steht aus Sicht der UEK die Tatsache, dass die römisch-katholische Kirche evangelische Kirchen nicht als Kirche im eigentlichen Sinne anerkenne.

Am Reformationstag 1999 unterzeichneten hochrangige Vertreter des Vatikans und des Lutherischen Weltbundes in Augsburg die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Damit hoben die Kirchen ihre gegenseitigen Lehrverurteilungen aus der Reformationszeit auf. Um das Papier, das als Meilenstein der Ökumene bewertet wird, war mehr als 30 Jahre lang gerungen worden.

Rückzug aus der Fläche könnte Ökumene gefährden

In seinem Synoden-Bericht warnte der protestantische Catholica-Beauftragte und Braunschweiger Bischof Weber vor ökumenischer Entfremdung durch kirchliche Strukturreformen. Ein Rückzug aus der Fläche, der für die katholische Kirche nicht zu vermeiden sei, werde nicht ohne Rückwirkungen auf die ökumenische Beziehungen bleiben. Unter dem Druck sinkender Mitgliederzahlen und finanzieller Mittel gebe es auch auf evangelischer Seite ähnliche Tendenzen zur Konzentration auf besondere Orte.

Beim Abbau von Personal stelle sich die Frage, wie die ökumenische Verbundenheit vor Ort aufrechterhalten werden könne. Wenn Pfarrer und Priester nicht mehr in der Fläche präsent seien, dann stelle sich die Frage, wie etwa ökumenische Gottesdienste oder Bibelabende in Ortsgemeinden praktisch weiter möglich sein sollen. Für die Gesellschaft werde Ökumene vielfach mit dem gemeinsamen Auftritt der Kirchen zu öffentlichen Anlässen erst sichtbar, argumentierte der Bischof.

Die VELKD vereint acht evangelisch-lutherische Landeskirchen (Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Mitteldeutschland) mit rund zehn Millionen Gemeindemitgliedern. Die UEK ist ein Zusammenschluss von 13 Landeskirchen. Beide konfessionellen Bünde sind unter dem Dach der EKD durch ein sogenanntes Verbindungsmodell verzahnt.

epd